Rofo 2023; 195(07): 597-604
DOI: 10.1055/a-2018-3512
Interventional Radiology

Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf die Interventionelle Radiologie in Deutschland

Article in several languages: English | deutsch
Martina Schmidbauer
1   Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Hannover Medical School, Hannover, Germany
,
Andreas Busjahn
2   HealthTwiSt GmbH, Berlin, Germany
,
Philipp Paprottka
3   Department of Interventional Radiology, Klinikum rechts der Isar of the Technical University of Munich, Germany
,
Arno Bücker
4   Clinic of Diagnostic and Interventional Radiology, Saarland University Medical Center, Homburg, Germany
,
Jonathan Nadjiri
3   Department of Interventional Radiology, Klinikum rechts der Isar of the Technical University of Munich, Germany
,
Frank K. Wacker
1   Institute for Diagnostic and Interventional Radiology, Hannover Medical School, Hannover, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Ziel Untersuchung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Interventionelle Radiologie (IR) in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021.

Material und Methoden Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der im Qualitätsregister der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie (DeGIR-QS-Register) deutschlandweit dokumentierten, interventionell-radiologischen Prozeduren. Das bundesweite Interventionsvolumen der Pandemiejahre 2020 und 2021 wurde mit dem präpandemischen Vorzeitzeitraum verglichen (Poisson-Test, Mann-Whitney-Test). Die Auswertung der aggregierten Daten erfolgte zusätzlich nach Interventionsart unter differenzierter Betrachtung des zeitlichen epidemiologischen Infektionsgeschehens.

Ergebnisse In den Pandemiejahren 2020 und 2021 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt knapp 4 % mehr interventionell-radiologische Prozeduren durchgeführt (n = 190 454 bzw. 189 447 vs. n = 183 123, p < 0,001). Lediglich in der 1. Pandemiewelle (Woche 12–16, 2020) zeigte sich ein signifikanter Rückgang der Interventionszahlen um 26 % (n = 4799 gegenüber 2019, p < 0,05). Dabei waren vornehmlich medizinisch nicht dringliche Eingriffe, wie interventionell-radiologische Schmerzbehandlungen oder elektive arterielle Revaskularisationen, betroffen. Im Gegensatz hierzu blieben Eingriffe aus dem Spektrum der interventionellen Onkologie, wie die Implantation von Portkathetern oder lokale Tumorablationen, unbeeinflusst. Das Abflauen der 1. Infektionswelle ging mit einer raschen Erholung der Interventionszahlen und einer in der 2. Jahreshälfte 2020 signifikanten, teils kompensatorischen Leistungssteigerung um 14 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einher (n = 77.151 vs. 67 852, p < 0,001). Die nachfolgenden Pandemiewellen hatten keinen Effekt auf das Interventionsvolumen.

Schlussfolgerung Die COVID-19-Pandemie in Deutschland führte nur in der Anfangsphase zu einem kurzfristigen, signifikanten Rückgang interventionell-radiologischer Prozeduren mit kompensatorischer Leistungssteigerung in der Folgezeit. Diese Dynamik zeigt die Anpassungsfähigkeit sowie auch die Robustheit der interventionellen Prozeduren der IR und macht den hohen Bedarf an minimal-invasiven, radiologischen Eingriffen in der medizinischen Versorgung deutlich.

Kernaussagen

  • Die Studie zeigt die deutschlandweiten pandemiebedingten Effekte auf das interventionell-radiologische Leistungsvolumen auf.

  • Die fortandauernde Pandemie bedingte quantitativ nur in der Anfangsphase einen signifikanten, temporären Rückgang an Interventionen.

  • Nachfolgende Infektionswellen hatten keinen Effekt auf den Leistungsumfang der Interventionellen Radiologie.

  • Kurzfristige Defizite insbesondere bei elektiven Interventionen konnten teilweise kompensiert werden.

Zitierweise

  • Schmidbauer M, Busjahn A, Paprottka P et al. Impact of the COVID-19 Pandemic on Interventional Radiology in Germany. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 597 – 604



Publication History

Received: 26 October 2022

Accepted: 03 January 2023

Article published online:
02 March 2023

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