Rofo 2023; 195(12): 1122-1127
DOI: 10.1055/a-2168-8346
Contrast Agents

Herausforderung Eintrag jodhaltiger Röntgenkontrastmitteln in die Umwelt – Problemanalyse sowie Umsetzung erster Maßnahmen zur Reduktion des Eintrags mittels Trenntoiletten – Erfahrungen aus einem Pilotprojekt

Article in several languages: English | deutsch
Meinrad Beer
1   Department for Diagnostic and Interventional Radiology, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Johannes Schuler
2   ISI, Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research ISI, Karlsruhe, Germany
,
Elena Kraus
1   Department for Diagnostic and Interventional Radiology, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Shaoxia Zhou
3   Central Facility Clinical Chemistry, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Stefan Stanzel
4   Construction and Facility management, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Stefanie Lorenz
1   Department for Diagnostic and Interventional Radiology, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Alexander Rygula
1   Department for Diagnostic and Interventional Radiology, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Stefan Andreas Schmidt
1   Department for Diagnostic and Interventional Radiology, Ulm University Hospital, Ulm, Germany
,
Jutta Niederste-Hollenberg
2   ISI, Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research ISI, Karlsruhe, Germany
› Author Affiliations
Supported by: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

Zusammenfassung

Ziel Umweltaspekte und Nachhaltigkeit spielen eine zunehmend größere Rolle. Neben dem Energieverbrauch stellt der Verbrauch und der damit verbundene Umwelteintrag von Kontrastmitteln eine besondere Herausforderung dar. Röntgenkontrastmittel (RKM) reichern sich angesichts ihrer gewünschten Stabilität mit bis zu 400 Tonnen pro Jahr vor allem im Oberflächenwasser an.

Material und Methoden In einem Pilotprojekt wurde ein Maßnahmenbündel (Einbau von spezifischen Trenntoiletten, die Einrichtung von Feedback-Systemen, Interviews, Fragebögen und Beobachtungen) zur Sensibilisierung von Patient:innen und Personal bei ambulanten CT-Untersuchungen für die RKM-Problematik evaluiert sowie ein Rückhalte- und Gewinnungssystem für RKM implementiert.

Ergebnisse In einer Basisphase wurde ein Trenntoilettensystem mit einem zusätzlichen Auffangsystem eingebaut. Das eingebaute Feedback-System zeigte an, dass die Trenntoiletten ohne Maßnahmen von ca. 16 % der Patient:innen genutzt wurde. In zwei darauffolgenden Interventionsphasen konnte mit flankierenden Maßnahmen die Verwendung dieser Trenntoiletten signifikant (p < 0.01) auf 21 % bzw. 25 % gesteigert werden. Die Maßnahmen zur Reduktion des Eintrags von RKM wurden sowohl von Personal als auch Patienten positiv beurteilt.

Schlussfolgerung Maßnahmen zur Reduktion des Eintrags von RKM in die Umwelt haben bei Personal und PatientInnen eine hohe Akzeptanz. Der nachträgliche Einbau von Trenntoiletten ist eine Möglichkeit, ein Zurückhalten der RKMs vor Ort zu erreichen. Allerdings zeigt diese Maßnahme voraussichtlich nur bei entsprechend langer Verweildauer der PatientInnen vor Ort einen relevanten Effekt, wie dies z. B. in der Kardiologie gegeben ist.

Kernaussagen:

  • der Eintrag von Röntgenkontrastmitteln (RKM) in die Umwelt ist im Hinblick auf die Menge relevant

  • Maßnahmen zur Reduzierung des Eintrags von RKM wurden und werden in Pilotprojekten untersucht

  • der (nachträgliche) Einbau von Trenntoiletten ist möglich und erlaubt eine Rückhaltung von RKM

  • diese Maßnahme wird von Patient:innen und Personal als sinnvoll erachtet

  • die Finanzierung dieser Maßnahme ist zu klären

Zitierweise

  • Beer M, Schuler J, Kraus E et al. Discharge of iodine-containing contrast media into the environment – problem analysis and implementation of measures to reduce discharge by means of separation toilets – experience from a pilot project. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 1122 – 1128

Ergänzendes Material/Supplementary Material



Publication History

Received: 06 May 2023

Accepted: 19 August 2023

Article published online:
04 October 2023

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