Laryngorhinootologie 2013; 92(12): 789
DOI: 10.1055/s-0033-1358709
Editorial
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Kommentar der Schriftleitung

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O. Guntinas-Lichius
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Publication Date:
27 November 2013 (online)

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Prof. Dr. O. Guntinas-Lichius

Liebe Leserinnen und Leser,

das Dezember-Heft der LRO beschäftigt sich in der Rubrik „Referiert und Diskutiert“ zunächst mit einer vorgeschlagenen Londoner Klassifika­tion zur Abschätzung der Machbarkeit der Inser­tion der Cochlea-Implantat-Elektrode über die Rundfenstermembran. Dies ist ein wichtiges Thema insbesondere für die CI-Implantation bei restgehörerhaltender Chirurgie. Beide Diskutanten bedauern, dass die Londoner Kollegen versäumt haben, die Klassifikationsergebnisse den Operationsergebnissen gegenüberzustellen, was die Wertigkeit der Untersuchung deutlich mindert. Ein Screening zur allergischen Rhinitis anhand eines Symptom-Scores wurde von Nigerianischen Kollegen untersucht und mit Ergebnissen von Nasenabstrichen korreliert. Die Diskutanten betonen, dass dies die spezifische Labor- und Hauttestung nicht ersetzen kann, aber ein wertvolles Instrument für epidemiologische Fragestellungen werden könnte.

In der Übersichtsarbeit geht es ganz speziell um die Behandlung des T1a Stimmlippenkarzinoms. Im Detail wird von Ulmer und Münchner Kollegen auf den Übergang von der Dysplasie zum Karzinom eingegangen. Die beiden Verfahren der Laserchirurgie und Radiotherapie werden ausgewogen gegenübergestellt.

Autologer Rippenknorpel ist ein wichtiges Transplantatmaterial für die Rhino- und Ohrchirurgie. Die München-Bochumer Autorengruppe konnte ein großes Kollektiv von 321 Patienten hinsichtlich der geringen Komplikationsrate auswerten. Der Rippenknorpel, so die Schlussfolgerung, ist nach wie vor ein gutes Implantatmaterial in den genannten Indikationsgebieten.

Dann geht es noch einmal um Screening, nun für das Ohr: Der Mini-Audio-Test wird im audiologischen Beitrag von niedergelassenen HNO-Kollegen als Screening Instrument zur Aufdeckung einer weiter durch den HNO-Arzt abklärungsbedürftigen Schwerhörigkeit vorgestellt. Es wurde mithilfe von 1 159 Probanden ein Fragebogen entwickelt, der helfen soll eine Schwerhörigkeit frühzeitig zu entdecken.

Um Komplikationen geht es dann noch einmal im Betrag aus Würzburg: Am eigenen Kollektiv von 112 Patienten weisen die Kollegen für die transtemporale Resektion von Vestibularisschwannomen eine Rate von schwerwiegenden Komplikation ≤2% nach.

Das Heft beinhaltet 2 interessante Fälle: Einmal geht es um die seltenen Desmoid Tumoren (=aggressive Fibromatose). Die Therapieentscheidung ist bei dem sehr langsam wachsenden Tumor häufig schwierig. Der andere Fall behandelt eine Mittelohrtuberkulose, früher ein häufiges, heute ein seltenes Krankheitsbild. Kollegen aus Rumänien können dankenswerterweise 16 Fälle vorstellen und uns das Management in Erinnerung rufen.

Die Rechtsanwälte Wienke und Sailer berichten über die wirtschaftliche Aufklärungspflicht gegenüber einem Privatpatienten. Ist abzusehen, dass Leistungen durch die Versicherung des Pa­tienten nicht bezahlt werden könnten, steht der behandelnde Arzt in der Aufklärungspflicht.

Zum Schluss wird es zumindest auf dem Papier blutig: In der Rubrik Facharztwissen wird anschaulich und mit Algorithmen unterstützt eine Übersicht über Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Blutungen im HNO-Gebiet gegeben.

Viel Vergnügen beim Lesen!
Ihr
Professor Dr. med. O. Guntinas-Lichius
Schriftleitung LRO