Laryngorhinootologie 2015; 94(02): 130-137
DOI: 10.1055/s-0034-1396836
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einwilligungs- und Informationsblätter für Patienten

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Publication Date:
06 February 2015 (online)

Wie ausführlich muss die Aufklärung erfolgen, damit die Patienten überzeugt einwilligen?

Die Patienten müssen:

  • ihre Diagnose verstehen

  • den Zusammenhang zwischen ihren Symptomen und der Diagnose verstehen

  • das Prinzip des operativen Vorgehens, die „Philosophie“ hinter den Begründungen für die Operation sowie die Grundzüge des technischen Vorgehens verstehen

  • über mögliche Komplikationen aufgeklärt werden, die in einem bestimmten Prozentsatz vorkommen, und über schwere, wenn auch seltene Komplikationen

  • wissen, was in der postoperativen Zeit auf sie zukommt: der Heilungsprozess, die Symptome, die medikamentöse Therapie und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit.

Patienteninformationsblätter unterstützen die nicht zu ersetzende mündliche Aufklärung. Am Ende dieses Kapitels finden Sie eine mögliche Variante – es muss jedoch von Land zu Land auf die entsprechenden gültigen Richtlinien zurückgegriffen werden.

Es ist hilfreich, dem Patienten anhand der CT-Bilder zu zeigen, was in den Nasennebenhöhlen passiert und welche Maßnahmen geplant sind. Zeigen Sie ihm die enge Nachbarschaft zum Auge und Gehirn auf, wenn Sie die möglichen Komplikationen diskutieren ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Diskussion mit dem Patienten über die möglichen Komplikationen.

Eine Alternative ist eine schematische Zeichnung. Patienten mit geringen medizinischen Kenntnissen beschreiben wir die Operation als die „Arbeit eines Handwerkers“. Die Analogie der Operation an den Nasennebenhöhlen mit einer Arbeit, bei der auf jeder Seite 14 kleine Räume, die durch schmale Korridore miteinander verbunden sind, zu einer großen Halle umgebaut werden, scheinen die Patienten zu verstehen ([Abb. 2]).

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Abb. 2 a, b Die Nebenhöhlenkompartimente können durch die einzelnen operativen Schritte (Farbkasten) zu einem großen Raum vereinigt werden.

Wir erklären ihm, dass der operative Eingriff die Drainage und damit den Sekrettransport fördert, die Oberfläche, auf der Polypen wachsen können, verkleinert und den Zugang für topische endonasale Medikamente ermöglicht oder erleichtert. Betonen Sie, dass die Operation nicht immer eine „Heilung“ von allen Symptomen bedeutet, insbesondere bei Patienten mit allergischer Rhinitis und bei Patienten mit spät einsetzendem Asthma bronchiale.

Es ist außerordentlich wichtig, die Erwartungen des Patienten zu dämpfen. Wenn sich die Patienten postoperativ besser fühlen, als sie erwarten konnten, sind sie häufig glücklich und zufrieden. Wenn der Heilungsverlauf jedoch nicht ihren Erwartungen entspricht, sind sie oft unglücklich. Wir betonen z. B. gegenüber Patienten mit spät aufgetretenem Asthma bronchiale, schwerer Polyposis nasi und ASS-Intoleranz, dass die Polypen häufig wiederkehren können und beschreiben die Schleimhauterkrankung der Nase als eine Art „Asthma der Nase“. Wir erklären ihnen, dass ein operativer Eingriff helfen, aber nicht alle Probleme auslöschen kann.

Bei Patienten mit anderen Begleiterkrankungen wie Immunschwäche, ziliärer Dyskinesie oder zystischer Fibrose ist es ebenfalls wichtig, die Erwartungen zu dämpfen und klar zu definieren, welche Symptome sich durch die Operation verbessern lassen. Wir weisen besonders darauf hin, dass katarrhalische Symptome normalerweise nicht ausgemerzt werden können. Während eitrige Rhinorrhö und postnasales Sekret nach dem Eingriff häufig objektiv klarer werden, haben viele Patienten, die diese Symptome aufweisen, eine übermäßige Empfindlichkeit gegen jede Form von Schleimproduktion oder einen auch nur gering ausgeprägten Globus pharyngicus. Es ist immer von Vorteil, die Erwartungen schon präoperativ zu dämpfen.

Die Operation kann zwar die Schleim produzierende Oberfläche reduzieren, sie kann aber die Pathologie der Schleimhaut, die deren Sekretbildung verursacht, häufig nicht beseitigen. Voraussichtlich gute Erfolge können Patienten mit muköser oder bakterieller Rhinosinusitis in Aussicht gestellt werden, wenn keine ziliären oder immunologischen Probleme zugrunde liegen.

Wie bereits mehrfach erwähnt, ist es wichtig, bei Patienten mit ausgeprägter Polyposis keine falschen Erwartungen über eine Verbesserung des Geruchssinns durch eine Operation zu wecken (obwohl wir bei Erhaltung und schonender „Lateralisation“ der mittleren Muschel vielfach gute Resultate erzielt haben). Patienten, die nach einer vorausgegangenen „Polypenoperation“ über gar keinen Geruchssinn mehr verfügen, sollten Sie keine Versprechungen bezüglich einer Verbesserung machen. Häufig wurde nämlich die Riechschleimhaut völlig entfernt oder sie haben Verwachsungen, welche die Riechspalte vollständig verlegen. Eine sekundäre Anosmie, nach Trauma oder einer virusbedingten Neuropathie, wird sicher nicht beseitigt werden – dies sollte vor der Operation dokumentiert werden.