Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(05): 336
DOI: 10.1055/s-0042-116479
Referiert · kommentiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Höhere Remissionsraten nach RYGBP vs. LAGB

Thomas P Hüttl
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 November 2016 (online)

Hintergrund Ein mithilfe einer Änderung des Lebensstils bzw. Arzneimitteltherapie erreichter Gewichtsverlust kann substanziell die Progression eines Prädiabetes hin zu einem Typ-2-Diabetes reduzieren, die glykämische Kontrolle verbessern sowie eine Diabetes-Remission induzieren. In der Literatur wird aber in zunehmendem Maße von den Vorteilen der bariatrischen Chirurgie bei der Behandlung des Diabetes berichtet. J. Q. Purnell et al. haben nun bei Typ-2-Diabetikern die Remissionsraten im Zusammenhang mit einem Roux-en-Y-Magenbypass („Roux-en-Y Gastric Bypass“, RYGBP) und einem Magenband („Laparoscopic gastric Banding“, LAGB) verglichen und Prädiktoren für eine Remission ermittelt.

Methoden Die Observationsstudie „Longitudinal Assessment of Bariatric Surgery-2“ (LABS-2) schloss zwischen 2006 und 2009 2458 fettleibige Personen ein. Letztlich standen von 1868 Studienteilnehmern vollständige Daten zur Feststellung des Diabetesstatus zu Beginn sowie zu mindestens 1 weiteren Nachbeobachtungstermin zur Verfügung. 627 Individuen (34 %) wurden als Diabetiker klassifiziert: Von diesen unterzogen sich 466 einem RYGBP, 140 einem LAGB und 21 einer anderen Operationsmethode.

Ergebnisse: Innerhalb der RYGBP-Gruppe betrugen die Diabetes-Remissionsraten nach 1 Jahr 71,0 % und nach 3 Jahren 68,7 %, innerhalb der LAGB-Gruppe waren es jeweils 29,9 und 30,2 %. „Baseline“-Faktoren, die mit einer Remission in Zusammenhang standen, waren ein geringeres Gewicht im Fall des LAGB, ein höheres C-Peptid-Nüchternlevel und ein niedrigeres „Leptin-to-Fat Mass Ratio“ im Fall des RYGBP sowie niedrigere HbA1c-Werte ohne die Notwendigkeit von Insulin im Fall beider Prozeduren. Bei beiden Verfahren war ein erhöhter postoperativer Gewichtsverlust mit einer Remission assoziiert. Nach Kontrolle für Unterschiede bei der Höhe des Gewichtsverlustes blieben die relativen Diabetes-Remissionsraten nach einem RYGBP im Vergleich zu einem LAGB nahezu um das 2-Fache erhöht.

Folgerung: Nach 3 Jahren befanden sich rund 69 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes, die sich einem RYGBP unterzogen hatten, in Remission gegenüber 30 % innerhalb der LAGB-Gruppe. Die Remissionsraten standen jeweils mit dem Ausmaß des postoperativen Gewichtsverlustes in Zusammenhang. Die nahezu 2-fach höhere Gewichtsverlust-adjustierte Wahrscheinlichkeit für eine Remission bei Patienten mit RYGBP vs. LAGB weist nach Meinung der Autoren auf einen spezifischen Mechanismus jenseits des Gewichtsverlustes hin, der einen verbesserten Glukosestoffwechsel nach einem RYGBP zur Folge hat.

Dr. Frank Lichert, Weilburg