Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(05): 335
DOI: 10.1055/s-0042-116480
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Typ-2-Diabetes – Empagliflozin verlangsamt Progression von Nierenkrankheit

Ludwig Merker
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Publication Date:
21 November 2016 (online)

Hintergrund Typ-2-Diabetes ist ein Hauptrisikofaktor für makro- und mikrovaskuläre Erkrankungen. Etwa 35 % der Patienten entwickeln Nierenerkrankungen, die mit einer erhöhten Mortalität in Zusammenhang stehen. C. Wanner et al. haben nun bei Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulärem Risiko untersucht, wie der Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Inhibitor Empagliflozin die langfristigen renalen Effekte beeinflusst.

Methoden Die „EMPA-REG OUTCOME“-Studie konzentrierte sich primär auf die kardiovaskulären Outcomes. C. Wanner und Kollegen verfolgten hingegen ein weiteres Ziel innerhalb er Studie, nämlich die Effekte von Empagliflozin auf die mikrovaskulären Outcomes zu untersuchen. Typ-2-Diabetiker mit einer angenommenen glomerulären Filtrationsrate von mindestens 30 ml / min bei 1,73 m² Körperoberfläche erhielten nach Randomisierung täglich entweder 10 oder 25 mg Empagliflozin oder Placebo. Folgende renale Outcomes wurden erfasst: eine auftretende oder sich verschlechternde Nephropathie (Progression hin zu einer Makroalbuminurie, Verdopplung des Serumkreatinin-Levels, Initiierung einer Nierenersatztherapie, Tod aufgrund einer Nierenkrankheit) sowie Albuminurie.

Ergebnisse: Insgesamt erhielten 7020 Patienten an 590 Studienorten in 42 Ländern mindestens 1 Dosis des Studienmedikaments. Eine Nephropathie oder eine sich verschlechternde Nephropathie traten bei 12,7 % der Patienten der Empagliflozin-Gruppe und bei 18,8 % der Placebo-Gruppe auf (Hazard Ratio [HR] in der Empagliflozin-Gruppe 0,61; p < 0,001). Bei 1,5 % der Patienten der Empagliflozin-Gruppe und bei 2,6 % der Placebo-Gruppe verzeichneten die Autoren eine Verdopplung des Serumkreatinin-Levels (signifikante relative Risikoreduktion von 44 %) und bei jeweils 11,2 und 16,2 % eine Progression hin zu einer Makroalbuminurie (signifikante relative Risikoreduktion von 38 %). Eine Nierenersatztherapie wurde begonnen bei 0,3 % der Patienten unter Empagliflozin und bei 0,6 % unter Placebo, was für die Patienten der Empagliflozin-Gruppe ein um 55 % geringeres relatives Risiko bedeutete. Hinsichtlich der Rate von Albuminurie ergaben sich zwischen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Das Profil von Empagliflozin in Bezug auf unerwünschte Ereignisse bei Patienten mit einer beeinträchtigten Nierenfunktion zu Studienbeginn war mit demjenigen der Gesamt-Studienpopulation vergleichbar.

Folgerung: Bei Typ-2-Diabetikern mit einem hohen kardiovaskulären Risiko verlangsamte die tägliche Einnahme von 10 oder 25 mg Empagliflozin im Vergleich zu Placebo die Progression einer Nierenkrankheit. Auch das Risiko von klinisch relevanten renalen Ereignissen war bei Anwendung des Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Inhibitors signifikant geringer.

Dr. Frank Lichert, Weilburg