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DOI: 10.1055/s-0042-1753844
Wie reagieren Krankenhäuser auf den Ärzt:innenmangel? Eine Analyse von Personalbindungsmaßnahmen in Online-Stellenanzeigen
Einleitung Krankenhäuser in Deutschland berichten zunehmend von Schwierigkeiten, ärztliches Personal zu finden. Hiervon sind besonders kleine Krankenhäuser mit wenig Betten und/oder in ländlichen Regionen betroffen. Werden Ärzt:innenstellen nicht besetzt, dann kann das diverse Auswirkungen auf das Krankenhaus haben, wie z.B. das Absagen von Behandlungen oder eine zunehmende Belastung des Stammpersonals. Aus diesem Grund bieten Krankenhäuser diverse Personalmaßnahmen an, um Ärzt:innen an das Krankenhaus zu binden. Es existieren jedoch wenig Studien, welche Bindungsmaßnahmen von Krankenhäusern systematisch und aus einer organisationstheoretischen Perspektive untersuchen. Die Studie untersucht deshalb, welche Maßnahmen Krankenhäuser unternehmen, um Ärzt:innen an die Organisation zu binden, und wie diese Maßnahmen zwischen den Krankenhäusern variieren. Als theoretische Grundlage wird die Ressourcenabhängigkeitstheorie herangezogen.
Methoden Die Querschnittsstudie untersucht Bindungsmaßnahmen von Krankenhäusern anhand einer Analyse von ärztlichen Stellenanzeigen. Hierfür wurden n=2066 Stellenanzeigen im Zeitraum von März bis September 2021 von vier Online-Jobbörsen heruntergeladen und analysiert. In einem ersten Schritt werden die Stellenanzeigen inhaltsanalytisch von mehreren Codierer:innen ausgewertet, um entsprechende Bindungsmaßnahmen zu identifizieren. Auf Basis der Inhaltanalyse wird ein Datensatz erstellt und in einem zweiten Schritt mit Daten der Qualitätsberichte der Krankenhäuser kombiniert. Die weitere Auswertung erfolgt deskriptiv und auf Basis logistischer Regressionsmodelle.
Ergebnisse Es wird erwartet, dass die in den Stellenanzeigen präsentierten Bindungsmaßnahmen zwischen den Krankenhäusern variieren. Hierbei spielen unter anderem die Lage (städtisch vs. ländlich), Größe (Anzahl der Betten) und Trägerschaft (öffentlich, freigemeinnützig und privat) der Krankenhäuser eine Rolle. Erwartet wird zudem, dass kleine Krankenhäuser und Krankenhäuser in ländlichen Regionen im Vergleich zu großen bzw. städtisch gelegenen Krankenhäusern mit einer größeren Bandbreite an Bindungsmaßnahmen in den Stellenanzeigen werben. Diese reicht von einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung bis hin zur Unterstützung bei der Wohnungssuche.
Schlussfolgerung Aus der Perspektive der Ressourcenabhängigkeitstheorie stellen Ärzt:innen eine unerlässliche Ressource für Krankenhäuser dar. Deshalb und um Ärzt:innen zu gewinnen werben Krankenhäuser in den Stellenanzeigen mit individualisierten Bindungsmaßnahmen. Diese sind je nach Verfügbarkeit von Ärzt:innen in der Region und Krankenhaustyp stärker oder schwächer ausgeprägt. Die Studie soll außerdem einen systematischen Überblick der Maßnahmen bieten, die Krankenhäuser anwenden, um Ärzt:innen ans Krankenhaus zu binden und dienen somit als Anregung für Personalentscheider:innen. Die Ergebnisse ermöglichen zudem einen Vergleich zwischen verschiedenen Krankenhäusern.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany