Laryngorhinootologie 2017; 96(08): 509-510
DOI: 10.1055/s-0043-113871
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Belastung der US-Notaufnahmen mit Angioödem-Patienten

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Publication Date:
29 August 2017 (online)

Smith A et al. The burden of angioedema on United States emergency departments: 2006–2010. Laryngoscope 2017; 127: 828–834

Auftretende Angioödeme führen häufig dazu, dass Patienten die Notaufnahme aufsuchen. Bei Schwellungen im Mundund Rachenraum drohen durchaus Luftnot und Erstickungsgefahr. Zur Verbesserung der Behandlung ist es notwendig die Epidemiologie der Erkrankung, gegenwärtige Behandlungsverfahren und Komplikationsraten nachzuvollziehen.

Zur Auswertung von Angioödem-bestimmten Notfallsituationen, demografischen Daten, Behandlungen, Häufigkeit von Atemwegsinterventionen und Mortalität griffen die amerikanischen Forscher auf die Datensammlung der Jahre 2006 bis 2010 des Nationwide Emergency Department Sample (NEDS) und auf die der National Hospital Ambulatory Medical Care Survey (NHAMCS) zurück. In ihr sind die Fälle von Patienten verzeichnet, die in Krankenhausambulanzen und Notaufnahmen versorgt werden mussten.

Die Zahl der Angioödem-Erstdiagnosen aus den NEDS-Daten nahm über den Untersuchungszeitraum von 87 488 (29,3 pro 100 000 Personen) auf 111 116 (35,8 pro 100 000 Personen) zu. In jedem Jahr ergaben sich Unterschiede hinsichtlich der Geschlechtsverteilung, des Wohnorts des Patienten, des zeitlichen Auftretens und der Krankenhausaufnahme, der Disposition des Patienten sowie Tod und Krankenhausbezirk. Dabei waren insgesamt mehr Frauen (57 %) betroffen und mehr als 40 % waren Afroamerikaner. Die 10 häufigsten Begleitdiagnosen waren Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen, geschwollenes Gesicht, Hyperlipidämie, Asthma und COPD, gastroösophageale Refluxkrankheit, Hypothyreose, Allergie, Nierenversagen sowie KHK.

Etwa 12 % der Fälle beruhte auf Nebenwirkungen von Hochdruckmedikamenten. Diese Patienten waren in der Regel älter und hatten signifikant mehr Begleiterkrankungen und Krankenhausaufnahmen und wurden signifikant häufiger intubiert. Insgesamt war die Intubationsrate allerdings gering (< 1 %) und auch die Mortalitätsrate war gering (0,08 %).

Die Auswertung der NHAMCS-Daten ergab einen Anstieg der Angioödem-Erstdiagnosen von 51 315 (17,2 pro 100 000 Personen) auf 95 966 (30,9 pro 100 000 Personen). Der Vergleich von NEDS- mit NHAMCS-Daten ergab eine vergleichbare Verteilung von Geschlecht, Alter, Wohnort des Patienten, des zeitlichen Auftretens und der Krankenhausaufnahme sowie Kostenträger. Andere Auswertungen waren auf Grund fehlender Daten nicht möglich.

Fazit

Die Belastung der US-Notaufnahmen mit Patienten mit Angioödem hat über die Jahre zugenommen. Dabei konnte festgestellt werden, dass Patienten mit Nebenwirkungen von Antihypertensiva älter waren und mehr Begleiterkrankungen hatten, öfter stationär aufgenommen und intubiert wurden. Die Autoren sind der Auffassung, dass es weiterer Untersuchungen bedarf, um die Gründe des Anstiegs sowie der regionalen Behandlungsunterschiede zu verstehen.

Richard Kessing, Zeiskam