Ultraschall Med 2005; 26(1): 3-4
DOI: 10.1055/s-2005-865047
Reflexe
Historische Ultraschallbilder
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pankreasdiagnostik 1970-1980

Diagnostic Pancreas Evaluation 1970-1980
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 March 2005 (online)

 

Anfang der 70er-Jahre war die radiologische hypotone Duodenographie der diagnostische Standard der Pankreasdiagnostik. Pankreaskopftumoren wurden indirekt als Ausweitung des duodenalen C oder als Impression mit Doppelkontur an der Innenseite des duodenalen C diagnostiziert. Oberer Normwert für die Weite des duodenalen C war die Höhe zweier mitabgebildeter Wirbelkörper. Bei entsprechendem Verdacht wurde zusätzlich eine Angiographie der Mesenterialgefäße durchgeführt. In der ersten Hälfte der 70er-Jahre war die Sonographie konkurrenzlos. Die sonographische Diagnose einer Pankreatitis im Bild war revolutionär, der Nachweis einer Pseudozyste spektakulär und aus methodischem Unverständnis oft angezweifelt. Wenn die Diagnose akzeptiert wurde war sie damals oft gleichbedeutend mit der Indikation zur Operation. Ende der 70er-Jahre begann die Aera der Computertomographie, die Sonographie hatte in gleichem Maße Konkurrenz und eine Möglichkeit der Bestätigungsdiagnostik bekommen. Mit der zunehmenden Qualität der sonographischen Multi-array-Technik hatte die Vidoson-Ära ihren Höhepunkt überschritten, die letzte verbesserte Version des Vidoson kam 1980 auf den Markt. Im Vergleich zu heute war die physikalische Auflösung des Vidosons etwa um den Faktor 3-5 schlechter. Die Auflösung in Ausbreitungsrichtung der Ultraschallwellen lag bei ca. 3 mm, die Querauflösung in 10-12 cm Tiefe lag bei ca. 12 mm. Compoundscanner verfügten zwar über eine etwas bessere Auflösung und wurden daher von Radiologen - auch weil die Bildaquisition an MTAs delegiert werden konnte - bevorzugt. Der Vorteil durch die im Vidoson von Anfang an vorhandene Grauwertdarstellung und die Realtime-Technik wurde unterschätzt. So machten im deutschsprachigen Raum die Kliniker das Rennen um die Ultraschalldiagnostik, weil sie den Wert der dynamischen Untersuchungstechnik richtig einschätzten. Obwohl die Bilder im Vergleich zu heute sehr grob wirken, waren damals bereits alle wesentlichen sonographischen Befundkriterien bekannt.

Abb. 1 Akute Pankreatitis ( Vidoson, ca. 1976, K. Seitz). Der Oberbauchquerschnitt zeigt eine massive Schwellung des Pankreas mit einem gut abgrenzbaren präpankreatischem Aszitessaum. Vor dem Pankreas liegt der linke Leberlappen. Links findet sich dorsal des lufthaltigen Bulbus duodeni ein Schallschatten. Am hinteren Bildrand liegt die Wirbelsäule, zwischen Wirbelsäule und Pankreas die quergeschnittene Aorta.

Fig. 1 Acute pancreatitis (Vidoson, about 1976, K. Seitz). The sonographic section of the upper abdomen shows a massive swelling of the pancreas with a well-demarcated prepancreatic rim of ascites. The left hepatic lobe is anterior to the pancreas. On the left, acoustic shadowing is seen posterior to the air-containing duodenal bulb. The spine is in the posterior aspect of the image, with the transversely sectioned aorta between spine and pancreas.

    >