Laryngorhinootologie 2005; 84(12): 883
DOI: 10.1055/s-2005-870560
Laudatio
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Laudatio für Herrn Prof. Dr. med. Wolfgang Draf

Tribute to Prof. Dr. med. Wolfgang DrafJ.  Helms
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Publication Date:
16 December 2005 (online)

Wenn man biologische und fachspezifische Leistungsdaten betrachtet, erscheint es unglaubwürdig, dass die Dienstzeit von Prof. Wolfgang Draf (Abb. [1]) altersbedingt in diesem Jahr zu Ende gehen wird.

Abb. 1 Der Blick in seinen Lebenslauf zeigt eine ständig sich weiterentwickelnde Aktivität, die eine zu erwartende Erschlaffung aus chronologischen Zwängen durchaus nicht erwarten lässt: 1965 Staatsexamen, 1966 Promotion, 1967 Approbation als Arzt, 1974 Habilitation für das Fach Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, langjähriger Mitarbeiter der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Mainz und schließlich ihr kommissarischer Direktor und seit 1979 als Direktor der HNO-Klinik am Klinikum Fulda.

Wolfgang Draf entwickelte eine bedeutende, universitätstypische, klinisch wissenschaftliche Aktivität. Er promovierte 15 Doktoranden, führte sechs Mitarbeiter zur Habilitation an anderen Kliniken, bildete 39 Fachärzte in Fulda aus und betreute 230 Gastärzte. 20-mal organisierte er den national und international hoch angesehenen Operationskurs für endonasale Chirurgie der Nase und der Nasennebenhöhlen, führte Livedemonstrationen aus seinem OP nach Japan durch (2003) und hielt separate Operationskurse für italienische Hals-Nasen-Ohrenärzte und für englische HNO-Ärzte im Jahre 2004 ab.

Zahlreiche deutsche und internationale Kongresse wurden von Wolfgang Draf verantwortlich organisiert. So war er unter anderem Präsident der deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde mit Kongress 1996 in Aachen, 2003 Präsident der Spanisch-Deutschen HNO-Gesellschaft mit Kongress in Fulda und 2005 Präsident und Veranstalter des 7th Congress of the European Skull Base Society.

Er ist Mitglied des Royal College of Surgeons (Edinburgh) und als solcher Prüfer bei den dortigen Examina.

Als bedeutendste Leistung in der modernen Medizin hat Wolfgang Draf zusammen mit seinem Freund, Prof. Majid Samii, noch als Oberarzt die heute auf der ganzen Welt übliche fachübergreifende Schädelbasischirurgie entwickelt. Als „Skull Base Study Group” mit acht Mitgliedern aus verschiedenen Fächern entwickelten sich interdisziplinäre Schädelbasischirurgie-Gesellschaften auf der ganzen Welt, nicht nur national, sondern auch in kontinentalen Verbünden und in einer übergreifenden internationalen Gesellschaft.

Diese Leistung, die entscheidend auf Wolfgang Draf zurückgeht und die zu einer bedeutenden Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten erkrankter Patienten geführt hat, wird als besonders wichtige Konzeption in die Geschichte der Medizin eingehen. Dass Wolfgang Draf trotz eines Übermaßes an persönlichem Einsatz auch für Kenner und Freunde kaum Ermüdungszeichen erkennen lässt, spricht für seine besondere leistungsfähige biologische Struktur.

Er ist eine herausragende Arztpersönlichkeit in der deutschen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und wird hoffentlich Gelegenheit finden, sein Wissen noch für viele Patienten zur Verfügung zu stellen.
Prof. Dr. Dr. J. Helms

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