Pneumologie 2018; 72(S 01): S101
DOI: 10.1055/s-0037-1619392
Sektion 1 – Allergologie und Immunologie
Freie Vorträge – Titel: Atemwegsimmunologie in Forschung und Praxis
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologisches Screening schwerer Asthmatiker und nachfolgende Allergiediagnostik (ESSAy)

J Kleine-Tebbe
1   Untersuchungszentrum für Dermatologie, Allergie und Asthma (Uzdaa), Berlin
,
C Mailänder
2   Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Aufgrund limitierter, epidemiologischer Daten1 ist anzunehmen, dass zahlreiche Betroffene mit schwerem allergischen Asthma in Deutschland noch nicht identifiziert/diagnostiziert worden sind und daher möglicherweise nicht adäquat therapiert werden. Im Rahmen eines Pilotprojektes2 konnte gezeigt werden, dass > 50% als nicht-atopisch klassifizierte Patienten bei einer breiten serologischen Allergiediagnostik mindestens eine IgE-Sensibilisierung gegenüber einer Reihe perennialer Allergene aufwiesen.

    Methode:

    Ziel dieser Erhebung war es, anhand einer deutschlandweiten Online-Umfrage epidemiologische Daten zum Patientenkollektiv der Asthmatiker zu gewinnen. Anschließend wurden bei einem Teil dieser Patienten das allergenspezifische IgE gegen diverse Aeroallergene in Einzelbestimmungen (Singleplex, ImmunoCAP®)3 ermittelt. Neben häufigen Pollen-, Milben-, Tier- und Schimmelpilzallergenen wurden auch seltenere Allergene berücksichtigt, die nur in Einzelfällen eine Sensibilisierung induzieren.

    Ergebnisse:

    Von > 65.000 Teilnehmern an der Online-Umfrage wurden 392 Patienten (74,2% weiblich, Ø Alter (SD [Min/Max]) 43,0 Jahre (15,9 [8/80]), Ø Krankheitsdauer (SD) 16,5 (13,2) Jahre) weiterführend untersucht: Allgemein bestand eine hohe Symptomlast. Als häufigstes Symptom wurde Atemnot (93,1%) dokumentiert, gefolgt von Husten (84,2%) und Brustenge (71,4%). 78,9% gaben allergische Komorbiditäten an, am häufigsten Rhinitis bzw. Rhinokonjunktivitis (62,5%). Als Erhaltungstherapie erhielten 98,6% inhalative Steroide, 96,9% langwirksame ß-Agonisten, 19,6% langwirksame Muskarin-Rezeptor-Antagonisten und 16,1% orale Steroide.

    Das Gesamt-IgE (SD) lag bei 366 kU/L (692,2). 26,5% zeigten keine Sensibilisierung im spezifischen IgE-Test, wohingegen 24% Sensibilisierungen gegenüber 5 – 10 Allergenen aufwiesen und weitere 23,5% positiv auf > 10 Allergene reagierten.

    Schlussfolgerung:

    Etwa 50% von 392 online rekrutierten (schweren) Asthmatikern hatten einen erhöhten Gesamt-IgE-Spiegel von > 100 kU/L und mehr als 75% wiesen ≥1 Sensibilisierung gegenüber (allergenspezifisches IgE) gegen atopische Allergene auf. Dies bestätigt die hohe Prävalenz der Atopie beim schweren Asthma.

    [1] Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 847 – 55

    [2] AJRCCM 2016; 193: A1443

    [3] Allergo J Int 2015;24: 185 – 97


    #