Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(02): 185
DOI: 10.1055/s-0038-1622762
Kurzvorträge 4: Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schuld oder Schicksal? – Kognitive Strategien von Mutationsträgerinnen für den erblichen Darmkrebs (HNPCC) im Umgang mit Kinderwunsch und Vererbungsrisiko

A Klein
1   Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn
,
A Rohde
1   Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn
,
S Aretz
2   Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen, Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Bonn
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Publication History

Publication Date:
19 February 2018 (online)

 
 

    Der erbliche Darmkrebs ohne Polyposis (hereditary non-polyposis colorectal cancer, HNPCC), auch bekannt als Lynch-Syndrom, stellt mit etwa 3% aller kolorektalen Karzinome die häufigste Form der monogen erblichen Dispositionen für Darmkrebs dar (Vasen et al. 2013). Im Falle der nachgewiesenen Anlageträgerschaft einer erkrankten Person haben Verwandte ersten Grades ein 50-prozentiges Risiko, ebenfalls Träger der familiären Mutation zu sein. Die Diagnose einer erblich bedingten Krebsdisposition stellt für die Betroffenen eine bedeutsame psychosoziale Herausforderung dar, die auch die Erfordernis beinhaltet, mit dem Risiko umzugehen, die Veranlagung weiter zu vererben bzw. schon weiter gegeben zu haben. Im Rahmen einer qualitativen Studie zur Exploration des längerfristigen psychischen Erlebens von HNPCC-Mutationsträgerinnen wurden Frauen (N = 31) im Alter von 22 bis 75 Jahren, deren Nachweis einer Anlageträgerschaft für den erblichen Darmkrebs mindestens zwei Jahre zurückliegt in qualitativen Interviews unter anderem auch zu ihrer Sichtweise auf ihren Kinderwunsch und das Vererbungsrisiko befragt. Die nach der Qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring extrahierten Kategorien zu den kognitiven Strategien im Umgang mit ihrem Kinderwunsch und dem Vererbungsrisiko (Verantwortungsabgabe, Hoffnung, Nutzen-Risiko-Abwägung, Relativierung des Risikos, Verdrängung, Akzeptanz, Erfahrung) werden für die HNPCC-Mutationsträgerinnen mit abgeschlossenen Kinderwunsch (N = 24) und mit noch nicht umgesetzten Kinderwunsch (N = 7) zum Zeitpunkt der genetischen Testung dar- und kontrastierend gegenübergestellt.


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