Gesundheitswesen 2018; 80(04): 393
DOI: 10.1055/s-0038-1639231
VORTRÄGE
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenzuntersuchung zum Umgang mit Harnableitsystemen in Alten- und Pflegeheimen

K Hüppe
1   Landkreis Hildesheim Fachdienst Gesundheit, Hildesheim, Germany
,
A Koll
1   Landkreis Hildesheim Fachdienst Gesundheit, Hildesheim, Germany
,
P Bergen
2   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Bereich Krankenhaushygiene, Hannover, Germany
,
C Henke-Gendo
2   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Bereich Krankenhaushygiene, Hannover, Germany
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Einleitung und Fragestellung:

    Die wichtigste Maßnahme zur Prävention von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen ist die Reduktion der Anwendung von Harnwegskathetern. Um das Potential möglicher Präventionsmaßnahmen in Alten- und Pflegeheimen im Landkreis Hildesheim abschätzen zu können, wurde eine landkreisweite Punktprävalenzstudie zum Umgang mit Harnableitsystemen in diesen Einrichtungen durchgeführt.

    Methoden:

    Alle 53 Alten- und Pflegeheime im Landkreis Hildesheim wurden aufgefordert, sich im Rahmen des regionalen MRE-Netzwerkes an einer Fragebogenaktion zu beteiligen. Neben der Anzahl der Bewohner wurden Informationen zur Versorgung mit transurethralen, suprapubischen Kathetern, Kondomurinalen und/oder Vorlagen abgefragt. Ebenfalls ermittelt wurden das Vorhandensein von Standards im Umgang mit harnableitenden Systemen und das Vorhandensein bzw. die Qualifikation von Hygiene-Fachpersonal. Zu jedem mit Katheter versorgten Bewohner wurden unter anderem das Datum und der Ort der Erstanlage, die Indikation, stattgehabte Harnwegsinfekte und erfolgte Antibiotikatherapien mit Angabe des eingesetzten Antibiotikums erfragt.

    Ergebnisse:

    Insgesamt konnten 1253 Bewohner aus 17 (32%) Einrichtungen eingeschlossen werden. Die Gesamtprävalenz der Harnableitsysteme lag bei 10,3%, wobei eine große Schwankung innerhalb der einzelnen Einrichtungen besteht (range 0,0% bis 22,0%). Die Katheter wurden in 69,6% der Fälle erstmalig im Krankenhaus gelegt. Die Indikationen waren vielfältig. In 18 (14,4%) Fällen konnte kein indikationsgerechter Kathetereinsatz ermittelt werden. In der Einrichtung vorhandenes mehrtägig in Hygiene geschultes Personal (Hygienebeauftragte und/oder Pflegedienstleitung) wirkten sich positiv auf den indikationsgerechten Einsatz von Kathetern aus. Die Beschäftigung einer externen Hygienefachkraft hingegen blieb ohne Effekt. Die Prävalenz einer Antibiotika-Gabe innerhalb der letzten vier Wochen lag bei 9,6%. In 41,7% der Fälle wurde Ciprofloxacin gegeben.

    Diskussion:

    Die Prävalenz der Harnableitsysteme in den einzelnen Einrichtungen ist sehr unterschiedlich. Sie ist von medizinisch-klinischen Faktoren abhängig. Ebenso konnte gezeigt werden, dass in Hygiene geschultes Personal vor Ort in den Einrichtungen den Einsatz von Kathetern ohne medizinische Indikation verringern konnte. Weitere Studien, die die Indikation von Harnableitsystemen in Krankenhäusern als Hauptort der Anlage untersuchen, sind notwendig und unterstreichen die Wichtigkeit einer guten intersektoralen Überleitung.


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