Gesundheitswesen 2018; 80(04): 410-411
DOI: 10.1055/s-0038-1639278
POSTERPRÄSENTATION
Umweltmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Versorgungssituation umweltmedizinischer Patienten

V Weilnhammer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern), Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
S Heinze
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern), Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
D Nowak
2   Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München, Germany
,
C Herr
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern), Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die klinische Umweltmedizin ist derzeit häufig Gegenstand von öffentlichen Diskussionen über mögliche gesundheitlicher Auswirkungen verschiedener Umweltfaktoren. Dabei werden gesundheitliche Beschwerden auf Umweltfaktoren zurückgeführt, obwohl ein kausaler Zusammenhang nicht bewiesen ist, was gleichzeitig zu Unsicherheiten in der Bevölkerung führen kann. Patienten, welche ihre Beschwerden auf Umweltfaktoren zurückführen nehmen umweltmedizinische Leistungen in Anspruch, um diesem Verdacht nachzugehen. Zu Beginn der vorliegenden Studie war nicht klar, in welchem Umfang dies geschieht bzw. wie sich die Versorgungssituation von umweltmedizinischen Patienten in Deutschland bzw. Bayern gestaltet. Ziel dieser Studie ist es daher, zu erfassen welche bzw. wie viele Akteure im Bereich Umweltmedizin tätig sind und welche Möglichkeiten der Aus-, Fort- und Weiterbildung es gibt.

    Methoden:

    Verschiedene Akteure (niedergelassene Ärzte mit Zusatzbezeichnung Umweltmedizin, Umweltmedizinische Ambulanzen, Psychosomatische Kliniken) wurden im gleichen Verfahren per Telefon kontaktiert. Mittels eines selbst entwickelten Fragebogens wurden im Telefoninterview Daten zu Patienten (Anzahl, Soziodemografie, genannte Ursachen für Beschwerden, Art der Beschwerden, etc.), Möglichkeiten der Versorgung sowie die Einschätzung der aktuellen Versorgung durch die Befragten erhoben. Hinsichtlich der Weiterbildung im Bereich der Umweltmedizin wurde ein Gespräch mit der Leitung der Bayerischen Akademie für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in München geführt.

    Ergebnisse:

    Insgesamt konnte unter allen Akteuren ein Rücklauf von 11% erzielt werden (niedergelassene Ärzte: 4,6%, Umweltmedizinische Ambulanzen: 34,1%, Psychosomatische Kliniken: 49,2%). Die Befragten gaben an, umweltmedizinische Patienten seien vor allem weiblich und im Alter von 30 – 60 Jahre. Schimmel und Chemikalien im Innenraum werden zudem am häufigsten als Ursache für Beschwerden genannt. Am häufigsten wurden Beschwerden in folgenden Bereichen genannt: Haut, Nervensystem, Atemwege, Unverträglichkeiten und Allergien. Gemessen an der gesamten Patientenzahl pro Jahr, verzeichneten umweltmedizinischen Ambulanzen den größten Anteil an Patienten, welche als Ursache für ihre Beschwerden auf Umweltfaktoren vermuteten.

    Seit 2004 ist die Möglichkeit die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin zu erwerben in Bayern ausgesetzt.

    Schlussfolgerung:

    Um eine adäquate umweltmedizinische Versorgung sicherzustellen, sollten umweltmedizinische Ambulanzen gestärkt werden. Diese sollten den Patienten auch als Anlaufstelle kommuniziert werden, weswegen es eine gute Zusammenarbeit der Ambulanzen mit den niedergelassenen Ärzten mit Zusatzbezeichnung Umweltmedizin bedarf. Zudem sollte über mögliche Veränderungen der momentanen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich diskutiert werden.


    #