Gesundheitswesen 2018; 80(04): 411
DOI: 10.1055/s-0038-1639279
POSTERPRÄSENTATION
Umweltmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Longitudinalanalyse der Freizeitlärmexposition bei Jugendlichen mit speziellem Fokus auf tragbare Musikabspielgeräte: Die OHRKAN Kohortenstudie

A Dreher
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
D Gerstner
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
V Weilnhammer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
L Hendrowarsito
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
D Twardella
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern), Zentrum für Krebsfrüherkennung und Krebsregistrierung, Nürnberg, Germany
,
C Reiter
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
C Perez-Alvarez
3   Universitätsklinikum Regensburg Phoniatrie / Pädaudiologie, Regensburg, Germany
,
T Steffens
4   Universitätsklinikum Regensburg, Audiologie, Regensburg, Germany
,
C Herr
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
,
S Heinze
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Ziel der Analyse ist, Erkenntnisse über das mit einer Lärmexposition verbundene Freizeitverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu gewinnen sowie Veränderungen im Zeitverlauf aufzuzeigen. Weiterhin sollen besonders belastete Gruppen identifiziert werden.

    Methoden:

    Die Analyse basiert auf Daten der OHRKAN Kohortenstudie, die durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert wird. Hierfür wurden in den Jahren 2009 – 2011 Schüler der Jahrgangsstufe neun an Schulen der Stadt Regensburg rekrutiert. Die Exposition von Jugendlichen gegenüber Freizeitlärm wurde zum Rekrutierungszeitpunkt (OI) sowie in zwei folgenden Erhebungswellen jeweils 2,5 Jahre später (OII und OIII) per Fragebogen erhoben. Die Freizeitlärmexposition wurde hierbei für insgesamt 19 Freizeitaktivitäten anhand von Schalldruckpegeln aus der Literatur und der von den Studienteilnehmern angegebenen Expositionsdauer ermittelt. Riskante Freizeitlärmexposition wird definiert als das Überschreiten von 85dB(A) gemittelt über eine 40-Stunden-Woche.

    Prävalenz und Dauer einer riskanten Exposition gegenüber Freizeitlärm wird über die drei Erhebungszeitpunkte dargestellt. Die Longitudinalanalyse und die Bestimmung möglicher soziodemografischer Determinanten (Alter, Geschlecht, Schulart, Anzahl Geschwister, Migrationshintergrund, Alleinerziehenden Haushalt) riskanter Freizeitlärmexposition erfolgt mittels generalisierter Schätzgleichungen (GEEs). Neben der Gesamtfreizeitlärmexposition wird insbesondere die Exposition durch tragbare Musikabspielgeräte (PLDs) betrachtet.

    Ergebnisse:

    Insgesamt nahmen 2148 Schüler an der Studie teil (Alter bei Rekrutierung 15,4 Jahre, 53,9% weiblich). Auswertbare Informationen zur Freizeitlärmexposition lagen zum Zeitpunkt OI von 2143, in OII von 1707 und in OIII von 1307 vor. Der Anteil mit einem Lärmpegel von mehr als 85dB(A) an lag zu OI bei 42%, zu OII bei 73% und zu OIII bei 64%. Die Bedeutung von Diskothekenbesuchen für die Gesamtexposition gegenüber Freizeitlärm nahm mit steigendem Alter der Jugendlichen zu, während andere Aktivitäten wie das Musikhören über PLDs oder das Ballspielen in Turnhallen an Bedeutung verloren. Als Determinanten für riskante Exposition gegenüber dem Freizeitlärm insgesamt und im Speziellen durch PLDs konnten niedrigere Bildung, ein Alleinerziehenden-Haushalt sowie männliches Geschlecht zum Rekrutierungszeitpunkt ermittelt werden. Zusätzlich war eine hohe Lärmexposition durch PLDs mit einem Migrationshintergrund assoziiert.

    Schlussfolgerungen:

    Die gewonnenen Ergebnisse dienen der Anpassung und Erweiterung von Präventionsprogrammen. So sollten diese den identifizierten Risikogruppen angepasst und demnach vor allem in Mittel- und Realschulen durchgeführt werden und verstärkt männliche Jugendliche und solche mit Migrationshintergrund ansprechen.


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