Diabetologie und Stoffwechsel 2018; 13(S 01): S35
DOI: 10.1055/s-0038-1641858
Poster
Versorgungsforschung I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niedrige Diabetesschulungsraten in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern

C Kellner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
N Kuniss
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
C Kloos
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
UA Müller
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
N Müller
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
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Publication History

Publication Date:
26 April 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Strukturierte Schulungsprogramme für Menschen mit Diabetes Typ 2 (DM 2) sind sehr gut evaluiert und haben in den Leitlinien oberste Priorität, noch vor Beginn einer medikamentösen Therapie. Ziel dieser Untersuchung war es, die aktuelle Schulungsquote in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu analysieren.

    Methodik:

    Die Daten der GUIDANCE-Studie, eine 8-Länder-Studie zur Behandlungsqualität und Leitlinienanwendung bei DM 2 im Jahr 2010, wurden ausgewertet hinsichtlich Teilnahme an einem Diabetes-Schulungsprogramm.

    Ergebnisse:

    Im Vergleich gaben die meisten Patienten in den Niederlanden (88,7%) an, geschult worden zu sein und in Italien die wenigsten (35,9%). Die weitere Reihenfolge: 2. Irland (84,2%), 3. Schweden (79,5%), 4. Großbritannien (73,7%), 5. Deutschland (65,6%), 6. Belgien (56,2%), 7. Frankreich (54,0%). Es zeigte sich kein Unterschied zwischen geschulten und nicht geschulten Patienten hinsichtlich HbA1c (7,6% vs. 7,5%, p = 0,881), Diabetesdauer (8,8J vs. 8,9J, p = 0,330) und Blutdruck (135/77 vs. 136/78 mmHg; p-sys.= 0,637, p-diast.= 0,579). Der Anteil an Patienten mit einem HbA1c-Wert ≤7,5% war nicht signifikant unterschiedlich (72,9% vs. 73,6%; p = 0,538). Geschulte Patienten waren jünger (65,7J vs. 68,2; p < 0,001), hatten häufiger eine Insulintherapie (29,5% vs. 19,2%; p < 0,001), waren zufriedener mit ihrer Diabetestherapie (DTSQ-Score 0 – 36; 30,6 vs. 28,9; p < 0,001) und haben eine höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität EQ-VAS (Score 0 – 100; 71,4 vs. 68,5; p < 0,001). Der BMI zeigte einen signifikanten, klinisch jedoch nicht relevanten Unterschied (30,4 vs. 29,9 kg/m2; p = 0,001).

    Schlussfolgerung:

    Die Zahl der geschulten Patienten mit DM 2 in Deutschland ist niedrig im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Die Bedeutsamkeit einer Schulung sollte nicht ausschließlich am HbA1c festgemacht werden, sondern an der Zufriedenheit der Patienten.


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