Diabetologie und Stoffwechsel 2018; 13(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0038-1641873
Poster
Komplikationen I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zeitliche Entwicklung der Erblindungsinzidenz bei Männer und Frauen mit vs. ohne Diabetes in Baden-Württemberg

H Claessen
1   Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Germany
,
T Kvitkina
1   Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Germany
,
M Narres
1   Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Germany
,
C Trautner
2   Medicine, Science, Consulting, Berlin, Germany
,
I Zöllner
3   Landesgesundheitsamt Badenwürttemberg, Epidemiologie und Forschungsstand zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, Stuttgart, Germany
,
B Bertram
4   Augenarztpraxis, Aachen, Germany
,
A Icks
1   Deutsches Diabetes Zentrum, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 April 2018 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Wenig ist bekannt zu Erblindungsinzidenz in der Bevölkerung mit und ohne Diabetes sowie deren zeitlichen Entwicklung. In den 1990er Jahren wurde in Deutschland ein Rückgang in der Bevölkerung mit Diabetes, nicht jedoch bei Personen ohne Diabetes beobachtet. Das Ziel dieser Studie ist den aktuellen Zeittrend zu untersuchen sowie potentielle Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

    Methodik:

    Alle neuen Blindengeldempfänger aus Baden-Württemberg sind zwischen dem 1.1.2008 und 31.12.2012 administrativ erfasst worden. Es wurden Alter-Geschlecht-standardisierte Inzidenzraten bei Personen mit bzw. ohne Diabetes berechnet und miteinander verglichen. Der Zeittrend wurde mittels Poisson-Regressionsmodellen untersucht.

    Ergebnisse:

    Insgesamt traten 1.897 neue Erblindungsfälle auf (23,7% mit Diabetes). Die Erblindungsinzidenz sank in der Bevölkerung mit Diabetes statistisch signifikant von 17,3 pro 100.000 Personenjahren in 2008 auf 8,9 in 2012, was einer jährlichen Reduktion von 16% (95% Konfidenzintervall: 10 – 22%) entspricht. Bei Personen ohne Diabetes fiel die Inzidenz von 9,3 in 2008 auf 6,6 in 2012 mit einem jährlichen Rückgang um 9% (5 – 13%). Die Inzidenz blieb bei Personen mit Diabetes zwischen 2008 – 2012 rund 1,7-fach erhöht (1,3 – 2,2) verglichen zu Personen ohne Diabetes. Alle Ergebnisse waren bei Männern und Frauen vergleichbar.

    Schlussfolgerungen:

    Es wurde ein signifikanter Rückgang der Erblindungsinzidenz in beiden Geschlechtern beobachtet bei Personen mit sowie ohne Diabetes mit einer besonders starken Reduktion bei ersterem im Vergleich zu den 1990er Jahren. Mögliche Ursachen hierfür sind sekundäre Präventionstherapien sowie verbesserte augenärztliche Pflege. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass nicht nur die Behandlung von diabetischer Retinopathie, sondern auch jene der Makuladegeneration verbessert wurde, welche einhergeht mit früherer Feststellung und effektiverer Behandlung.


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