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DOI: 10.1055/s-0038-1641878
Erwartungen und Ängste vor Folgeerkrankungen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 auf primärer Versorgungsebene
Publication History
Publication Date:
26 April 2018 (online)
Hintergrund:
Der Qualitätsbericht des DMP-Nordrhein veröffentlicht jährlich die Häufigkeit diabetesassoziierter Folgeerkrankungen aller Menschen mit Diabetes Typ 2 (Qualitätsbericht 2009, nach 7 – 10 Jahren Diabetesdauer: Neuropathie 20,7%; Nephropathie 9,7%; Retinopathie 10,9%, arterielle Verschlusskrankheit 10,8%). Diese Prävalenzen werden jedoch in den derzeitig verfügbaren, strukturierten Schulungsprogrammen nicht kommuniziert. Das Ziel dieser Untersuchung war, Erwartungen und Ängste vor diabetesassoziierten Folgeerkrankungen von Menschen mit Diabetes Typ 2 zu analysieren.
Methodik:
In einer Hausarztpraxis wurden 104 Patienten mit Diabetes Typ 2 (Alter 67,0J, Diabetesdauer 6,6J, HbA1c 6,4%/46,5mmol/mol, Neuropathie 20,2%, Nephropathie 11,5%, Retinopathie 1,9%) mittels des „Fear of Diabetes Complications Questionnaire“ (FDCQ) zur Erfassung von Ängsten vor Folgeerkrankungen (0 – 45 Punkte, Cut-off 30 Punkte; je höher der Score, desto größer die Angst) befragt. Außerdem schätzten die Studienteilnehmer das allgemeine und persönliche Risiko, eine diabetesbedingte Folgeerkrankung nach 10 Jahren Krankheitsdauer zu erleiden, auf einer Skala von 0 bis 100% ein.
Ergebnisse:
Der mittlere FDCQ-Score betrug 22,9 ± 11,5 Punkte [Patienten geschult: ja (n = 65) 24,2 ± 10,6 vs. nein (n = 39) 20,9 ± 12,7, p = 0,149]. 32,7% (n = 34/104) der Befragten erreichten einen FDCQ-Score ≥30 Punkte. Die Prävalenz diabetesassoziierter Folgeerkrankungen nach 10 Jahren Krankheitsdauer wurde auf 55,1%; das persönliche Risiko, eine Folgeerkrankung zu erleiden, auf 46,0% geschätzt. Durchblutungsstörungen der Beine/Füße (62,1%), Schäden an den Augen (57,3%) und Nierenschäden (54,7%) wurden als häufigste Folgeerkrankungen eingestuft.
Schlussfolgerung:
Etwa 1/3 der Studienteilnehmer weisen Anzeichen einer klinisch relevanten Angstausprägung auf. Die Häufigkeit diabetesbedingter Folgeerkrankungen wurde massiv überschätzt und deckt sich damit nicht mit der klinischen Realität. Um übertriebene Ängste vor Folgekomplikationen zu vermeiden, müssen Patienten mit Diabetes mellitus über die Risiken informiert werden.
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