Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A37-A38
DOI: 10.1055/s-0038-1648308
Orale Posterpräsentationen
Gynäkologie/Endokrinologie & Reproduktionsmedizin: Freitag, 01.06.2018, 15:30 bis 17:00 Uhr
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

10 Jahre Schwangerschaftsabbruch in Salzburg: Was können wir daraus lernen?

C Fiala
1   Gynmed Ambulatorium Wien – Salzburg
,
P Schweiger
1   Gynmed Ambulatorium Wien – Salzburg
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Publication History

Publication Date:
23 April 2018 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Seit April 2005 gibt es im Universitätsklinikum Salzburg die Gynmed Ambulanz für Schwangerschaftsabbrüche. Wie kann die langjährige Erfahrung für eine Verbesserung der Prävention und eine bessere Versorgung von Frauen in einer solchen Situation genützt werden?

    Methodik:

    Seit mehr als 10 Jahren liegen sehr genaue und vollständige Daten über die Behandlungen und die Patientinnen vor. Diese Daten wurden ausgewertet.

    Ergebnisse:

    Zwischen 750 – 900 Frauen pro Jahr kamen für einen Abbruch, meist aus der Stadt und dem Bundesland Salzburg (70%); ca. 14% aus Oberösterreich, vor allem aus dem Innviertel; ca. 5% aus Tirol, ca. 7% aus Deutschland; einige wenige Frauen kamen aus anderen Ländern, z.B. Saisonarbeiterinnen aus Ungarn, Touristinnen, z.B. aus dem arabischen Raum und US-Soldatinnen, welche in Italien stationiert sind. Die Anzahl der Abbrüche, sowie die geographische Verteilung des Wohnortes blieb über die Jahre recht konstant. Die meisten Frauen hatten bereits eines oder mehrere Kinder (57%) und etwa 12% hatten bereits 3 oder mehr Kinder. Weniger als die Hälfte der Frauen war kinderlos (43%). Auch diese Verteilung änderte sich im Jahresverlauf nicht. Ca. 44% hatten in den Monaten vor der ungewollten Schwangerschaft gar nicht verhütet, 38% mit Kondom und 13% sind trotz Einnahme der Pille schwanger geworden. Frauen, die mit einer sehr wirksamen Langzeit-Methode verhütet haben (Spirale, Implantat, Sterilisation), kamen nur in ganz wenigen Ausnahmefällen. Die meisten Frauen waren zwischen 20 – 35 Jahre alt. Die unter 20-Jährigen stellten lediglich 8% der Patientinnen, die über 40-Jährigen 13%. Damit entspricht die Altersverteilung der Frauen beim Abbruch derjenigen bei der Geburt. Ferner kam es in den letzten 10 Jahren zu einer deutlichen Zunahme des Durchschnittsalters auf ca. 30 Jahre. Das Schwangerschaftsalter hat in den 10 Jahren deutlich abgenommen, weil Frauen immer früher zu einem Abbruch kommen, häufig sogar bevor die Schwangerschaft im Ultraschall sichtbar ist. In diesen Fällen ist der medikamentöse Abbruch eine sehr gute Therapieoption.

    Schlussfolgerung:

    Meist sind es Frauen mit Kindern, die eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen, weil sie mit einem zusätzlichen Kind in der jeweiligen Situation überfordert wären. Damit ist der Schwangerschaftsabbruch eine essentielle familienpolitische Maßnahme. Sie ermöglicht Frauen und ihren Partner sich um ihre bereits existierenden Kinder zu kümmern und schützt Familien vor einer drohenden Überforderung. Frauen kommen in Salzburg immer früher zu einem Abbruch, weil hier die früher bestehenden Hürden überwunden wurden und Frauen ungewollte Schwangerschaften rasch beenden, sofern sie die Möglichkeit dazu haben. Dies ist ein Auftrag für andere Bundesländer diese medizinische Behandlung ebenfalls flächendeckend und wohnortnahe anzubieten. Die konstant hohe Nachfrage, sowie die konstant schlechte Verhütung von Paaren vor einem Abbruch deuten auf ein Defizit in der Prävention hin. Noch nie gab es so viele wirksame Verhütungsmethoden wie heute. Es wäre Aufgabe der Gesundheitspolitik Maßnahmen zu setzen, damit diese öfter angewendet werden, z.B. durch eine Kostenübernahme, insbesondere der sehr wirksamen Langzeitmethoden.


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