Z Gastroenterol 2018; 56(05): e20
DOI: 10.1055/s-0038-1648602
Kategorie: Poster „klinisch orientierte Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patienten mit Leberzirrhose und spontan-bakterieller Peritonitis (SBP): Zunahme der multiresistenten Erreger und der Morbidität in den letzten Jahren

H Li
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
,
J Zhang
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
,
I Liß
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
,
A Wieser
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
,
A Gerbes
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
,
C Steib
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München – Campus Großhadern, LMU München
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine häufige Komplikation bei Patienten mit Leberzirrhose. Die 30-Tage-Mortalität ist in der Literatur mit 20 bis 40% beschrieben. In den letzten Jahren scheint die Morbidität der Patienten mit Leberzirrhose und Infektionen in der klinischen Wahrnehmung zuzunehmen, dies wurde aber bislang nicht systematisch untersucht. Möglicherweise ist dies auch auf eine Zunahme der multiresistenten Erreger zurückzuführen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, die Patienten mit Leberzirrhose und SBP systematisch daraufhin aufzuarbeiten.

    Methoden:

    Mittels Datenbank des Instituts für Mikrobiologie am Klinikum der LMU in München wurden monozentrisch, retrospektiv alle Patienten mit nachgewiesenem Keim im Aszites zwischen den Jahren 2007 und 2016 herausgesucht. Nach Ausschluss der Patienten, die keine Leberzirrhose hatten, konnten insgesamt 159 Patienten mit SBP identifiziert werden. Um die absoluten Patientenzahlen vergleichbar zu halten (79 vs. 80 Patienten) wurden die Patienten der ersten sieben Jahre mit den Patienten der letzten drei Jahre verglichen. Patienten mit Bakteraszites (Granulozytenzahl < 250/µl) oder alleinigem Nachweis von Pilzen im Aszites wurden ebenfalls eingeschlossen. Für die statistische Analyse wurde der Fischer-Test und der Man-Whitney-U-Test eingesetzt.

    Ergebnisse:

    Führende Ätiologie war die alkoholische Leberzirrhose (51,6%), gefolgt von der Hepatitis C und Patienten mit Autoimmunhepatitis assoziierter Leberzirrhose. Es wurden bei den 159 Patienten insgesamt 198 verschiedene Keime gefunden, wobei 68 gramnegative und 124 grampositive Keime identifiziert werden konnten. Ergänzend zeigten sich sechs Pilzinfektionen. In beiden Gruppen gab es keine Unterschiede bezüglich gramnegativer und grampositiver Keime in den ersten sieben Jahren verglichen mit den letzten drei Jahren. Führende Keime bei den gramnegativen waren die Enterobacteriaceae und bei den grampositiven Keimen die Staphylococcen. Überraschend zeigte sich aber eine deutliche Zunahme der Begleitinfektionen zusätzlich zur SBP von 22,8% auf 43,7% in den letzten drei Jahren (p = 0,007). Parallel zeigte sich eine signifikante Zunahme der multiresistenten Keime von 19% in den Jahren 2007 bis 2013 auf 40% in den Jahren 2014 bis 2016 (p = 0,005). Damit einher ging eine erhöhte Inzidenz für das hepatorenale Syndrom (Anstieg von 38% auf 57,5%, p = 0,017), eine Zunahme der Notwendigkeit einer Vasopressoren-Therapie und auch der Notwendigkeit einer Katecholamin-Therapie (19% vs. 35, %, p = 0,031) während des stationären Aufenthaltes. Die Mortalität während des stationären Aufenthaltes sank dabei aber leicht von 25,3% in den ersten sieben Jahren auf 20% in den letzten 3 Jahren.

    Schlussfolgerung:

    Parallel zu einer Zunahme der multiresistenten Keime bei Patienten mit Leberzirrhose gab es in den letzten Jahren eine signifikante Zunahme der Morbidität der Patienten mit Leberzirrhose und SBP. Vermutlich aufgrund der erweiterten medizinischen Maßnahmen hatte dies aber keinen Einfluss auf die Mortalität.


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