Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 811
DOI: 10.1055/s-0038-1667737
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Praktische Sozialmedizin und Rehabilitation
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation in der orthopädischen Versorgungsrealität

M Markus
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
,
M Streibelt
2   Deutsche Rentenversicherung Bund, Abteilung Rehabilitation, Berlin, Deutschland
,
M Schuler
3   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie u. Biometrie, Würzburg, Deutschland
,
C Gerlich
3   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie u. Biometrie, Würzburg, Deutschland
,
M Bethge
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) ist eine Strategie, um berufliche Teilhabechancen von Personen mit einer ungünstigen Erwerbsprognose zu verbessern. Randomisierte kontrollierte Studien bei Personen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen haben einen absoluten Effekt von 20 Prozentpunkten auf stabile Rückkehr in Arbeit im Vergleich zur herkömmlichen medizinischen Rehabilitation (MR) gezeigt. In unserer Studie wurde die Wirksamkeit der MBOR in der realen Versorgung untersucht.

    Methoden:

    Die Teilnehmer der Kohortenstudie haben entweder eine MBOR oder eine MR erhalten. Mittels eines Propensity Score Matchings wurde für jeden Teilnehmer einer MBOR ein vergleichbarer Teilnehmer einer MR identifiziert, um eine unverzerrte Schätzung der Behandlungseffekte zu erreichen. Rehabilitandenmerkmale und Zielkriterien (stabile Rückkehr in Arbeit, selbsteingeschätzte Arbeitsfähigkeit) wurden mittels Fragebogen vor Antritt und 10 Monate nach Ende der Rehabilitation erhoben.

    Ergebnisse:

    1282 Personen wurden in die Analysen eingeschlossen (mittleres Alter: 52,4 Jahre; 75,3% weiblich). Die Teilnehmer der MBOR kehrten häufiger in Arbeit zurück als Teilnehmer der MR (OR = 1,42; 95% KI: 1,02 – 1,96) und schätzten ihre Arbeitsfähigkeit besser ein (b = 0,38; 95% KI: 0,05 – 0,72). Subgruppenanalysen zeigten, dass vor allem Personen mit hohem Teilhaberisiko und einer hohen wahrgenommenen Behandlungsdosis von einer MBOR profitierten.

    Schlussfolgerungen:

    Die Teilnahme an einer MBOR hat auch unter realen Versorgungsbedingungen einen positiven Effekt auf berufliche Eingliederung. Der in randomisierten kontrollierten Studien erreichte absolute Effekt von 20 Prozentpunkten konnte jedoch nur bei Personen mit hohem Teilhaberisiko bei gleichzeitig hoher wahrgenommener Behandlungsdosis repliziert werden. Eine homogene Umsetzung sowie eine zielgerichtete Steuerung können die Effekte auf Populationsebene erhöhen.


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