Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 822
DOI: 10.1055/s-0038-1667779
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Vorträge
Soziale Lage und Gesundheit; Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Teilnahmeeffekte und Kosten von Capacity Building im Kontext eines individuellen Bewegungsprogramms für ältere Menschen

J Czwikla
1   Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
,
D Gansefort
2   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen, Deutschland
,
T Brand
2   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen, Deutschland
,
H Zeeb
2   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen, Deutschland
,
H Rothgang
1   Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die Einbeziehung und Stärkung kommunaler Akteure und Strukturen (Capacity Building) wird häufig empfohlen, um einen gleichen und gerechten Zugang zu Gesundheitsförderungsprogrammen für alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen. In dieser Studie wurde untersucht, ob kommunales Capacity Building zu einer erhöhten Teilnahme an einem individuellen Bewegungsprogramm für Erwachsene im Alter von 65 bis 75 Jahren führt und welche Kostenimplikationen sich daraus ergeben.

    Methoden:

    Maßnahmen zum Capacity Building wurden in 3 Interventionskommunen (IK) durchgeführt. Die Rekrutierung für das individuelle Bewegungsprogramm erfolgte in den 3 IK sowie in 2 Kontrollkommunen (KK) und umfasste in allen Kommunen postalische Anschreiben an Einwohnermeldeamtsstichproben. In den IK wurden zusätzlich die aufgebauten lokalen Netzwerke aktiviert. Analysiert wurden die Response, der Anteil an Selbstmeldern, die Teilnahmecharakteristika und die Rekrutierungskosten.

    Ergebnisse:

    Insgesamt wurden 589 Personen für das individuelle Bewegungsprogramm erreicht. Die Response der eingeladenen Personen betrug 5,0% (IK) bzw. 6,0% (KK). Der Anteil an Selbstmeldern aus der Zielbevölkerung lag bei 0,5% (IK) bzw. 0,4% (KK). Der Anteil zu Teilnahmebeginn körperlich Inaktiver unter den erreichten Personen lag bei 12,6% (IK) bzw. 8,3% (KK). Durch das Capacity Building erhöhten sich die Rekrutierungskosten in den IK um 104% pro Kommune.

    Schlussfolgerungen:

    Insgesamt hat das Capacity Building nicht zu einer erhöhten Teilnahme an dem Bewegungsprogramm geführt. Ein leicht erhöhter Anteil körperlich inaktiver Personen deutet darauf hin, dass es in den IK zum Teil gelungen ist, so genannte schwer erreichbare Gruppen zu erreichen. Die Kostenanalyse zeigt, dass das Capacity Building zu einer erheblichen Kostensteigerung führt. Zu Berücksichtigten ist jedoch, dass der Nutzen von Capacity Building nicht allein am Rekrutierungserfolg zu messen ist.


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