Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e62
DOI: 10.1055/s-0038-1668042
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das psychoonkologische Versorgungsprogramm isPO und seine prozessorientierte Evaluation

A Dresen
1   Universität zu Köln, IMVR, Abteilung Medizinsoziologie, Köln, Deutschland
,
I Jenniches
1   Universität zu Köln, IMVR, Abteilung Medizinsoziologie, Köln, Deutschland
,
N Scholten
1   Universität zu Köln, IMVR, Abteilung Medizinsoziologie, Köln, Deutschland
,
H Pfaff
1   Universität zu Köln, IMVR, Abteilung Medizinsoziologie, Köln, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Jährlich erkranken über 420.000 Menschen in Deutschland an Krebs. Davon leiden ca. 50% unter Ängsten und Depressionen [1]. Das Modellprojekt „isPO“ (integrierte, sektorenübergreifende Psychoonkologie) setzt sich zum Ziel, Ängste und Depressionen von Krebspatientinnen und Krebspatienten innerhalb des ersten Jahres nach Krebs-Erstdiagnose zu verringern (primärer Endpunkt), deren psychosoziale Situation zu verbessern und die Selbsthilfe zu fördern. isPO gilt damit als neue Versorgungsform (Laufzeit 10.2017 – 09.2021), in der 15 Partner aus allen Sektoren des Gesundheitswesens in NRW eng und IT-gestützt zusammenarbeiten. Damit wird ein strukturiertes, bedarfsgerechtes Programm entwickelt, implementiert und prozessorientiert evaluiert.

    Material & Methoden:

    An vier Standorten werden Patientinnen und Patienten (N = 3.484) mit Erstdiagnose Krebs unter Einsatz von Früherkennungsinstrumenten („Hospital Anxiety and Depression Scale“; HADS) in verschiedene Versorgungsstufen eingeteilt. Je nach Belastungsgrad erhält die Patientin/der Patient eine psychosoziale (Stufe 1, 2) oder psychoonkologische (Stufe 3a/3b) Versorgung. Die anschließende Messung der Wirksamkeit basiert auf dem regression discontinuity design (RDD), welches erlaubt, der Interventionsgruppe (Stufe 3) eine Kontrollgruppe (Stufe 2) gegenüberzustellen und somit Behandlungseffekte nachzuweisen. Die übergeordnete Analyse und Bewertung von isPO ist orientiert am Medical Research Council (MRC)-Framework [2]. Demnach werden Schlüsselkomponenten, Kontexte, Beziehungen, Kommunikationswege sowie intendierte und nicht-intendierte Effekte in den Blick genommen. Mittels qualitativer und quantitativer Methoden der Sozialforschung werden Stärken und Schwächen des Versorgungsprogramms aufgezeigt.

    Ergebnisse & Diskussion:

    Die Evaluationsergebnisse verweisen auf die Darstellung der Reduktion von Angst und Depression nach 12 Monaten einerseits und die Qualitätsmerkmale des Versorgungsprogramms andererseits. Im prozessorientierten Sinne wird so die Übertragbarkeit des Programms vor der Implementierung, die Qualität der Patientenversorgung nach der Implementierung und die Wirksamkeit der erbrachten Interventionen offengelegt.

    Schlussfolgerung:

    Das Projekt isPO setzt die Forderung des Nationalen Krebsplans der Bundesregierung um, die „onkologischen Versorgungsstrukturen und die Qualitätssicherung“ weiter zu entwickeln. Im Erfolgsfall kann das Programm bundesweit angeboten werden. Weiterhin ist möglich, aus isPO Erkenntnisse für die Evaluations- und Netzwerkforschung zu gewinnen.

    Literatur:

    [1] Kusch M., Labouvie H., Hein-Nau B (2013). Klinische Psychoonkologie: Heidelberg: Springer.

    [2] Graham F. Moore et al. (2015). Process evaluation of complex interventions: Medical Research Council guidance. BMJ 2015; 350:h1258. doi:10.1136/bmj.h1258


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