Zentralbl Chir 2018; 143(S 01): S96
DOI: 10.1055/s-0038-1668379
Freie Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sensitivität des Adenokarzinoms der Lunge für epigenetisch aktive Wirkstoffe

I Moneke
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg
,
S Dhamija
2   Division 'cancer Research' Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Freiburg, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
,
AC Becker
2   Division 'cancer Research' Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Freiburg, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
,
M Jung
3   Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
,
AT Hauser
3   Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
,
M Lübbert
4   Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Freiburg
,
B Passlick
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg
,
S Diederichs
2   Division 'cancer Research' Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Freiburg, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
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Publication History

Publication Date:
05 September 2018 (online)

 
 

    Die fehlregulierte Expression von Onkogenen und Tumorsuppressorgenen ist häufig ursächlich für die Entstehung und Metastasierung von Krebs. Dabei spielt die Regulation auf der Ebene der Epigenetik durch DNA Methylierung und Histonmodifikationen eine besondere Rolle. Im Gegensatz zu DNA Mutationen sind epigenetische Modifikationen reversibel und daher gut für eine pharmakologische Therapie geeignet. Die größte Herausforderung ist die Identifikation der Tumoren, die auf bestimmte Substanzen ansprechen.

    Ziel unserer Studie war es, die Effektivität von epigenetisch aktiven Substanzen in einem breiten Spektrum von Zelllinien des Adenokarzinoms der Lunge zu bestimmen und molekulare Determinanten für die Sensitivität der Linien durch Multi-Omics Profiling zu identifizieren.

    Insgesamt haben wir die Sensitivität von 56 Lungenkrebs- und zwei Lungen-Kontrollzelllinien für insgesamt 43 zugelassene, publizierte und unpublizierten epigenetisch wirksame Stoffe in zwei Konzentrationen gemessen (ca. 14.000 Datenpunkte incl. Replikaten). Die Tumorzelllinien wurden für jede Substanz in drei Gruppen nach Anteil überlebender Zellen unterteilt: hohe Sensitivität: < 25%, mittlere Sensitivität: 25%-75%, Resistenz: > 75%. Sechs Substanzen zeigten breite Effektivität mit hoher Sensitivität in über der Hälfte der Zelllinien. 15 Substanzen inhibierten die Proliferation mehrerer/einzelner Zelllinien und sind daher besonders für die Untersuchung prädiktiver Biomarker interessant. Die restlichen Substanzen erreichten in keiner Zelllinie hohe Sensitivität. Interessanterweise hatten verschiedene Inhibitoren von Histonacetyltransferasen (HAT) gegensätzliche Effekte. Umgekehrt gab es auffällige Korrelationen von Inhibitoren eigentlich gegenläufig agierender Enzyme wie HATs und Histondeacetylasen. Zusammenfassend zeigt unsere Studie eine deutliche und teils differentielle Wirksamkeit von epigenetisch aktiven Wirkstoffen im Adenokarzinom der Lunge in vitro. Die Integration der Sensitivitätsdaten mit bereits erhobenen molekularen Profilen der RNA- und Proteinexpression ermöglicht die Identifikation der molekularen Determinanten für das Ansprechen eines Tumors auf die entsprechenden Therapeutika, die mechanistisch untersucht werden und als prädiktive Marker dienen können.


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