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DOI: 10.1055/s-0038-1669338
Was bedeutet ‚palliativ‘? Über unterschiedliche Begriffsverständnisse in Onkologie und Palliativmedizin
Publication History
Publication Date:
20 August 2018 (online)
Fragestellung:
Die frühe Integration von Palliative Care im Krankheitsverlauf wirkt sich förderlich auf die Lebensqualität von schwerstkranken und sterbenden Patienten aus. Hierfür müssen Patienten mit entsprechendem Behandlungsbedarf rechtzeitig erkannt und benannt werden. Da der Begriff ‚palliativ‘ unterschiedlich genutzt wird, kommt es häufig zu Missverständnissen. Wie wird der Begriff ‚palliativ‘ in der Onkologie und in der Palliativmedizin verstanden?
Methode:
Im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts CoPaPa wurden zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 zehn Experteninterviews mit führenden Ärzten, Lehrstuhlinhabern und Vertretern aus der Onkologie und Palliativmedizin geführt. Der Interviewleitfaden beinhaltete u.a. Fragen zum Begriffsverständnis ‚kurativ‘ und ‚palliativ‘. Die Interviews wurden mit einem Audiogerät aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse:
Der Begriff ‚palliativ‘ wird in Onkologie und Palliativmedizin unterschiedlich verwendet. In der Onkologie erfolgt die Indikationsstellung für eine palliative Behandlung primär auf der Grundlage somatischer Befunde (krankheitsabhängig). Die Behandlung beinhaltet oft eine tumororientierte Therapie mit dem Ziel der Lebensverlängerung. In der Palliativmedizin begründet sich die palliativ(medizinisch)e Behandlung außerdem durch die Bedürfnisse der Patienten (bedürfnisabhängig). Die Behandlung erfolgt ganzheitlich im Sinne von Saunders Total-Pain-Konzept und zielt primär auf Symptomkontrolle und Schmerzlinderung.
Fazit:
Unterschiedliche Verständnisse des Begriffes ‚palliativ‘ in Onkologie und Palliativmedizin erschweren die interdisziplinäre Kommunikation zwischen den Disziplinen. Das betrifft u.a. die Frage, wer als Palliativpatient bezeichnet wird, als auch die damit verbunden Maßnahmen und Behandlungsziele. Dadurch steigt die Gefahr von Missverständnissen zwischen den Behandlern, aber auch im Dialog mit Patienten und Leistungsträgern.
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