Ultraschall Med 2018; 39(S 01): S24-S25
DOI: 10.1055/s-0038-1670427
Wissenschaftliche Vortragssitzungen
Wi-Vo 05 Kopf/Hals/Thorax: Do. 15.11. 14:00 – 15:30 Shanghai 1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Relevanz der quantitativen Muskelsonografie bei Patienten mit Fazialisparese

W Misikire
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
,
W Puls
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
,
J Thielker
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
,
JC Jarvis
2   School of Sport and Exercise Sciences, Liverpool John Moores University
,
O Guntinas-Lichius
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
,
S Korten
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
,
GF Volk
1   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum Jena, Universitätsklinikum Jena
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Publication History

Publication Date:
24 October 2018 (online)

 
 

    Einführung:

    Bei der Fazialisparese, der häufigsten Hirnnervenläsion, ist der Status der mimischen Muskulatur oft therapieentscheidend. Sonografisch können Veränderungen schon länger dank standardisierter Untersuchungs- und Auswertungsprotokolle in Kohorten nachgewiesen werden, die Anwendung auf individueller Ebene zur Verlaufsdokumentation und um Therapieentscheidungen zu unterstützen, ist aber noch unüblich.

    Methoden:

    Die Aufnahmen der mimischen Muskeln wurden nach dem Sonografieprotokoll (Alfen et al. 2013, Volk et al. 2012) angefertigt und mit den entsprechenden Referenzwerten der Muskelgrößen (Volk et al. 2014) verglichen. Es wurde das Philipps Ultraschallgerät HD11 XE mit zwei unterschiedlichen Linearschallköpfen (12 und 15Mhz) verwendet. Von 7 mimischen Muskeln (M. frontalis, M. orbicularis oculi, M. zygomaticus major, M. orbicularis oris, M. depressor anguli oris, M. depressor labii, M. mentalis) und zwei Kaumuskeln als Referenz (M. temporalis und M. masseter) wurden Ultraschall-Videoaufnahme in Ruhe und in willkürlicher Kontraktion aufgenommen. Es erfolgt die Bestimmung der zwei Zustände durch den Untersucher. Nach einem detaillierten Segmentierungsprotokoll, in dem auf jeden einzelnen Muskel eingegangen wird, erfolgt die Quantifizierung der Muskelquerschnittsflächen durch ein MATLAB-Programm. Für jeden manuell eingezeichneten ROI werden automatisch die Fläche, der Längs- und Querdurchmesser und die Verteilung der Grauwerte ermittelt.

    Resultat:

    Dank der standardisierten Aufnahmen und des verbesserten Segmentierungsprotokolls ist die Quantifizierung der mimischen Muskulatur inzwischen so präzise, dass der Zeitverlauf individueller Patienten dargestellt werden kann. An mehreren Beispielen zeigen wir die Muskelatrophie nach Denervierung und typische Muskelveränderungen bei Reinnervation sowie unter Elektrotherapie. Das Ansprechen der Therapie und die Therapieentscheidungen können so auf individueller Ebene objektiviert werden.

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    Abb. 1

    Schlussfolgerung:

    Durch die weiter verbesserte Vermessung und Auswertung können erstmals individuelle Atrophieverläufe präzise beschrieben werden. Darauf fußend können individuelle Therapieentscheidungen getroffen werden wie beispielsweise die Fortsetzung physikalischer Maßnahmen bei Nachweis des Therapieerfolges oder die Möglichkeit einer chirurgischen Reinnervation ohne zusätzlichen Muskeltransfer. So ist eine chirurgische Reinnervation nur sinnvoll, wenn ausreichend Muskelmasse vorhanden ist.


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    Abb. 1