Ultraschall Med 2018; 39(S 01): S38-S39
DOI: 10.1055/s-0038-1670465
Wissenschaftliche Vortragssitzungen
Wi-Vo 11 Gefäßdiagnostik: Fr. 16.11. 10:20 – 12:00 Shanghai 3
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fokussierte sonografische Differenzialdiagnose der unklaren Leistenschwellung

S Nöldeke
1   Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum Garmisch-Partenkirchen
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Publication History

Publication Date:
24 October 2018 (online)

 
 

    Problemstellung:

    Die Abklärung von unklaren Leistenschwellungen ist eine häufige Fragestellung in einer gefäßchirurgischen Ambulanz. Die möglichen Differenzialdiagnosen reichen vom einfachen Aneurysma spurium über komplexe Aneurysmata mit oder ohne vaskuläre Vor-Therapie, Patienten mit Gefäßverletzungen bis hin zu nicht primär vaskulären Ursachen wie Leistenhernie, Lymphknotenpathologien oder echte tumoröse Raumforderungen.

    Material und Methode:

    Von 2008 bis 2018 wurden 149 Patienten, die mit der Diagnose „unklare Leistenschwellung“ vorstellig wurden, an einem High-end-Gerät untersucht und jeweils eine klare diagnostische Zuordnung getroffen.

    Ergebnisse:

    Folgende Ursachen konnten festgestellt werden: Aneurysma spurium nach Intervention oder Operation (65), primäres arterielles Aneurysma (13), sekundäres arterielles Aneurysma (26), venöses Aneurysma (3), Gefäßverletzung (5), Serom oder Lymphozele (15), Infekte nach Gefäßoperationen (8), Hüftgelenkszyste (3), Leistenhernie (5), Lymphknotenschwellungen (3) und echte Weichteiltumore (3). In lediglich fast 9 Prozent) musste eine weitere Diagnostik (CT) erfolgen. Dies waren erstens die Patienten mit einer infizierten Gefäßprothese, wo das Ausmaß der abdominellen Beteiligung präoperativ geklärt werden musste. Die zweite Gruppe waren die Patienten mit V.a. Weichteiltumor in der Leiste, wo sich retrospektiv ein Sarkom (unbekannt) und 2 Lymphome (eine Grunderkrankung unbekannt) ergaben.

    Diskussion:

    Die Bedeutung der Sonografie für Abklärungen von unklaren Schwellungen der Leistenregion ist unbestritten und belegt. Allerdings zeigen die Ergebnisse aus unserer Gefäßambulanz, dass hier keineswegs fachspezifisch „gesucht“ werden darf sondern auch relevante Krankheitsbilder anderer Fachdisziplinen sowohl gekannt als auch erkannt werden müssen. Die Entscheidung, ob ein rein vaskuläres Problem vorliegt ließ sich mit Duplex-, Farbduplex- und B-Flow-Techniken immer zweifelsfrei klären. Ebenso war die Frage einer sofortigen Intervention z.B. bei einem Aneurysma spurium ohne weitere Untersuchungen zweifelsfrei zu klären. Eine weitergehende Schnittbilddiagnostik war nur in wenigen Fällen (8,7 Prozent) erforderlich, was die Bedeutung einer fokussierten Sonografie der Leistenregion unterstreicht. Im Rahmen von Ultraschall-Kursen und -weiterbildungen sollte das Thema wegen der Häufigkeit und der zu beachtenden Differenzialdiagnostik gesondert betrachtet und auch anhand von Videofiles unterrichtet werden.


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