Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 202
DOI: 10.1055/s-0038-1671363
Poster
Freitag, 02.11.2018
Gynäkologische Onkologie VIII
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Methadon – Datenlage und Einsatz im klinischen Alltag

S Hösel
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der PMU, Salzburg, Österreich
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 
 

    Methadon ist es gelungen, mithilfe überzeugender Patientengeschichten für Aufruhr in den Printmedien zu sorgen. Insbesondere wurde Methadon bei bislang therapieresistenten Tumorleiden eine Verbesserung bzw. eine Verstärkung im Ansprechen auf eine laufende zytostatische Therapie in experimentellen Studien zugeschrieben.

    Als wissenschaftliche Grundlage dienen die in-vitro Forschungsergebnisse der Chemikerin Claudia Friesen.

    Es konnte in vitro an Mäusen gezeigt werden, dass der Opioidrezeptoragonist D,L-Methadon in Leukämie- sowie Glioblastomzellen die Effektivität für Chemotherapeutika durch Inhibition der Proliferation, Induktion des Zelltodes, Aktivierung von Apoptosesignalwegen und Inhibition von anti-apoptotischen Molekülen verändert. Der Efflux von Chemotherapeutika durch den Multidrug-Transporter P-Glycoprotein (P-gp) könnte einer der grundlegenden Mechanismen sein. D,L-Methadon steigerte in der Zellkultur die Empfindlichkeit von Krebszellen für Chemotherapie.

    Eine deutsche Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München, konnte die Verstärkung der Zytostatika – Wirkung durch L- Methadon bei Prostatakarzinomzellen in vitro darstellen.

    Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums stellten Zellkulturexperimente vor, in denen bösartigen Hirntumorzellen entweder mit Temolozomid allein, mit L-Methadon allein oder mit einer Kombination aus Temolozomid und Methadon therapiert wurden. Die Theorie von Methadon als Wirkverstärker einer Chemotherapie konnte nicht bestätigen werden.

    Eine Langzeitstudie aus den USA aus Tennessee verglich von 1997 bis 2009 Methadon mit oralen Morphinen. Das Risiko zu versterben war unter Methadon um 46 Prozent gesteigert (p < 0,001). Schon die niedrigsten Methadon-Dosen (≤20 mg/Tag) führten im Vergleich zu den niedrigsten Morphin-Dosen (< 60 mg/Tag) zu einem gesteigerten Sterberisiko mit einer Hazard Ratio von 1,59 (CI 1,01 – 2,51, p = 0,046).

    Fazit:

    Im Fall von Methadon muss man nach den bislang vorliegenden Daten davon ausgehen, dass die Risiken in der Tumortherapieanwendung dem Nutzen überlegen sind.


    #