Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(S 01): S3
DOI: 10.1055/s-0038-1675481
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Automatische Steuerung der Beatmung während einer Vollnarkose (AVAS-Studie) – vorläufige Ergebnisse

G Miestinger
1   Universitätsklinikum St. Pölten
,
J Leitner
1   Universitätsklinikum St. Pölten
,
D Schädler
1   Universitätsklinikum St. Pölten
,
N Weiler
1   Universitätsklinikum St. Pölten
,
C Hörmann
1   Universitätsklinikum St. Pölten
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 November 2018 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Automatisierte Beatmungsalgorithmen sind im intensivmedizinischen Umfeld bereits seit Jahren etabliert [1 – 3]. Smart Ventilation Control (SVC, Drägerwerk AG und CO. KGaA) ist die erste verfügbare Software, die auch im OP eine automatisierte Beatmung ermöglicht.

    Studienziel ist die Demonstration der Sicherheit und Effektivität von SVC im intraoperativen Setting.

    Methode:

    Mithilfe von SVC wird die Beatmung des Patienten anhand von Atemfrequenz, Inspirationsdruck, Druckunterstützung, Inspirationszeit und Triggersensitivität automatisiert gesteuert, um den Patienten innerhalb adaptierbarer atemphysiologischer Grenzen (Tidalvolumen, etCO2) zu halten.

    In dieser prospektiven bizentrischen Studie ist die Untersuchung von 100 Patienten, die mittels SVC automatisiert beatmet werden, geplant. Einschlusskriterien sind: elektive Extremitätenoperation in Allgemeinanästhesie, ASA-Klassifikationsgruppen I bis III, Alter ≥18 Jahre und das Vorliegen einer schriftlichen Einverständniserklärung.

    Während der gesamten Narkosedauer werden sämtliche Beatmungsparameter kontinuierlich aufgezeichnet. Zusätzlich wird das Einhalten der physiologischen Normoventilationsgrenzen durch eine arterielle Blutgasanalyse bestätigt.

    Als primärer Endpunkt der Studie wird die Häufigkeit folgender unerwünschter Ereignisse definiert: Hypoventilation (Atemminutenvolumen < 40 ml/kg ideales KG bzw. etCO2 mehr als 5 mmHg über dem Zielkorridor für mehr als 5 Minuten), Hyperventilation (etCO2 mehr als 5 mmHg unterhalb des Zielkorridors für mehr als 5 Minuten), Apnoe > 90 s, Atemfrequenz > 35/min und manueller Abbruch durch den verantwortlichen Anästhesisten.

    Ergebnisse & Diskussion:

    Bisher konnten 23 Patienten in die laufende Studie eingeschlossen werden.

    Bei diesen traten n = 4 Hypoventilationen (niedriges Minutenvolumen), n = 2 Hyperventilationen, keine Apnoen und keine Tachypnoen auf. Ein manueller Abbruch war in keinem Fall erforderlich. Hypo- und Hyperventilation konnten mittels SVC beherrscht werden.

    Es zeigen sich folgende Mediane und Interquartilsabstände für die erhobenen Beatmungsparameter: Atemfrequenz: 12/min (10 – 15/min), Tidalvolumen: 6,6 mL/kg ideales KG (5,6 – 7,3 mL/kg ideales KG), Inspirationsdruck: 14 mbar (13 – 15 mbar).

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    Abb. 1

    Schlussfolgerung:

    Die vorläufigen Daten legen nahe, dass SVC eine sichere und lungenprotektive automatisierte Beatmung im Rahmen einer Allgemeinanästhesie gewährleistet.

    Literatur:

    [1] Dojat M. et al. International journal of clinical monitoring and computing 1992;9:239 – 250.

    [2] Arnal JM. et al. J. Intensive Care Med 2012;38:781 – 787.

    [3] Burns KE. et al. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Sep 9;(9):CD008638. doi: 10.1002/14651858.


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    Abb. 1