Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1677974
Freie Vorträge (FV DGP 2) – Sektion Pädiatrische Pneumologie
Freie Vorträge der Sektion Pädiatrische Pneumologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühkindliches Asthma in Deutschland: Wie ist die Versorgungsrealität ohne jede Evidenz und Zulassung moderner inhalativer Steroide?

S Zielen
1   Universitätsklinikum der J. W. Goethe-Universität, Klinik für Kinderheilkunde I, Allergologie/Pneumologie
,
H Pommerening
2   Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
D Hartmann
3   Schwerpunkt Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Germany
,
A Fischl
2   Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
K Althobaiti
2   Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
J Trischler
2   Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt am Main
,
M Dreßler
4   Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität
,
O Eickmeier
,
K Blümchen
,
J Schulze
7   Schwerpunkt Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Goethe-Universität
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

 
 

    Hintergrund Die Therapie des frühkindlichen Asthma im Alter 1 – 6 Jahre ist in Deutschland weitgehend nicht evidenzbasiert. Moderne inhalative Steroide (ICS) wie Fluticason und auch die Kombination ICS+LABA wie Viani mite ® sind erst ab dem 4. Lebensalter zugelassen. Ebenso gibt es keine Zulassung eines LAMA wie Spiriva® unter dem 6. Lebensjahr. Nur Montelukast ist ab dem 6. Lebensmonat als Monotherapie oder in Kombination mit ICS zugelassen.

    Die Leitlinie empfiehlt unverändert die ICS Monotherapie, da nur unzureichende Daten zur Therapie mit ICS+LABA Kombinationen vorliegen. Es stellt sich die Frage, wie die Versorgungsrealität einer modernen pädiatrischen Pneumologie mit diesem Dilemma umgeht?

    Methoden Es erfolgte eine retrospektiven Analyse der elektronischen Krankenakten (Medistar) der pneumologischen Ambulanz 2017. Die Verschreibungen wurden analysiert und die Asthmakontrolle von den Ärzten bewertet.

    Ergebnisse 2017 wurden 2184 Patienten im Alter von 0 – 18 Jahren in unserer Ambulanz vorgestellt. Hiervon waren 934 (42,7%) < 6 Jahre. Die Diagnose frühkindliches Asthma wurde 436 mal gestellt. Die Verschreibungen waren wie Folgt verteilt: Montelukast 44,7%; ICS+LABA (Viani mite ®) 37,8%; ICS Mono 14,1% und eine ICS+LABA+LAMA Therapie in 3,2%. Patienten unter einer Monotherapie mit ICS oder Montelukast wurden bei fehlender Kontrolle, regelhaft auf eine ICS+LABA Kombination umgesetzt. Zehn (3,2%) unkontrollierte Fälle wurden auf eine ICS+LABA+LAMA (Trippeltherapie) umgestellt. Die Einschätzung der Ärzte war eindeutig: Die Kombination ICS+LABA ist der Monotherapie mit ICS signifikant überlegen, besonders schwere Fälle profitieren von einer Trippeltherapie.

    Schlussfolgerung Unsere retrospektive Untersuchung zeigt, dass die ICS-LABA Kombination der ICS Mono Therapie beim unkontrollierten frühkindlichen Asthma überlegen ist. Die Trippeltherapie ist eine neue Option beim sehr schweren frühkindlichen Asthma. Eine 3-armige doppelblinde Studie (ICS vs. ICS+LABA vs. ICS+LABA+LAMA) über 6 Monate beim frühkindlichen Asthma ist dringend notwendig, um die bisherige Leitlinie evidenzbasiert der modernen Versorgungswirklichkeit anzupassen.


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