Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1678269
Posterbegehung (P21) – Sektion Klinische Pneumologie
Die bunte Welt der klinischen Pneumologie – Kasuistiken II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Exogen-allergische Alveolitis als Folge einer Haarspraylunge und mehreren Schimmelpilze im Schönheitssalon

E Müllerova
1   Lausitzer Seenlandklinikum, Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin
,
K Wetzer
1   Lausitzer Seenlandklinikum, Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin
,
J Müller
2   Lausitzer Seenlandklinikum, Klinik für Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Kinderchirurgie
,
F Dietrich
3   Lausitzer Seenlandklinikum, Institut für Pathologie
,
A Theile
4   Ruhr Universität Bochum, Institut für Pathologie
,
I Schmitz
5   Ruhr Universität Bochum, Institut Bochum
,
A Dietz
4   Ruhr Universität Bochum, Institut für Pathologie
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Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

 
 

    Mit Dyspnoe und Auswurf stellte sich die Patientin vor. Ein Asthma bronchiale wurde 2007 diagnostiziert, zudem bestehen Bronchiektasen und entzündliche Infiltrate in beiden Lungen. Eine histologische Sicherung erfolgte bisher nicht. Sie arbeitet als Kosmetikerin in einem Schönheitssalon. Laborchemisch lag eine Leukozytose (17,8 Gpt/l) vor, eine CRP von 71,7 mg/l und das IgE war bei(305 kU/l), die Auto-Antikörper waren negativ.

    Es erfolgte eine starre Bronchoskopie mit BAL und Kryobiopsie. In der BAL waren die Leukozyten erhöht. Die Kryobiopsie erbrachte kein eindeutiges Ergebnis, aber einen Pneumothorax. Bei Fistelsymptomatik erfolgte eine offene Lungenbiopsie und Sanierung.

    Histologisch ergab sich das Bild einer hochgradigen chronischen und floriden, lymphohistiozytären und abortiv-granulomatösen Bronchoalveolitis mit abortiven sarkoidalen Granulomen und begleitender septaler Fibrose sowie schwerer chronischer und florider, teils nekrotisierend-eitriger, teils granulierende Pleuritis. Die Veränderungen sind gut vereinbar mit einer Hypersensivitätspneumonitis/EAA.

    Nach Rücksprache mit den Pathologen wurden die Präparate in Hinblick auf eine Haarspraylunge untersucht. In den Haarsprays fanden sich ausschließlich organische Substanzen, diese waren auch im Lungenparenchym nachweisbar. Die Möglichkeit einer chronischen Lungenschädigung durch Haarspray-Inhalation wurde erstmalig im Jahr 1958 beschrieben. Besondere Relevanz mit dem Krankheitsbild der Haarspraylunge wird folgenden Inhaltsstoffen zugesprochen: Polyvinyl Pyrrolidon (PVP), PVP-Polyvinylacetat, Schellak, Dimethyl-Hydantoin-Formaldehyd-Kuststoffen (DMHF), modifizierten Kunststoffen sowie Lanolin, Acrylamid und Triethylcitrat.

    Im Nagelstudio erfolgt zudem Maniküre. Nagelpilzsporen können in der Raumluft verteilt werden. Serologisch ließ sich Cladosporum herbarum, Penicillium notatum, Aspergillus fumigatus nachweisen. Es ist zu diskutieren, ob es sich gleichzeitig um eine allergische Reaktion auf verschiedene exogene Noxen handelt.

    Die Kryobiopsie ergibt besseres histologisches Material, trotzdem reicht es nicht immer aus, wie in unserem Fall, sodass die Komplikation Pneumothorax zur offenen Biopsie genutzt werden konnte. Eine Meldung an die Berufsgenossenschaft muss erfolgen.


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