Pneumologie 2019; 73(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1678357
Posterbegehung (P27) – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Posterbegehung Intensiv- und Beatmungsmedizin II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine “Poppers”-Intoxikation als seltene Ursache einer schweren Zyanose

P Mertsch
1   Medizinische Klinik und Poliklinik V, Klinikum der Universität München, LMU München
,
C Adolf
2   Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, LMU München
,
T Petzold
3   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinikum der Universität München, LMU München
,
M Angstwurm
2   Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, LMU München
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Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

 
 

    Die Zyanose ist eines der zentralen Symptome pneumologischer und kardiologischer Erkrankungen und beschreibt eine bläulich-livide Verfärbung der Haut bzw. der Schleimhäute. Pathophysiologisch besteht ein erhöhter Anteil an desoxygeniertem Hämoglobin. Die Ursachen hierfür liegen meist in einer unzureichenden Sauerstoffaufnahme oder erhöhten Sauerstoffausschöpfung des Blutes. Hier stellen wir den Fall einer schweren Methämoglobinämie als seltene Ursache einer Zyanose vor.

    Ein 51-jähriger Mann wird mit ausgeprägter zentraler Zyanose und Dyspnoe in schwer agitiertem Zustand mit der Diagnose „Mischintoxikation“ auf unserer Intensivstation aufgenommen. Fremdanamnestisch habe er zuvor Alkohol konsumiert und „Poppers“ (volatile Alkylnitrite) inhaliert. Im Anschluss hatte er das Bewusstsein verloren, sodass durch die Begleitung der Rettungsdienst verständigt wurde. Trotz zeitweiser assistierter Beatmung durch den Rettungsdienst bestand präklinisch eine pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung von 50%. Bei Aufnahme war der Patient tachypnoeisch (27/min) mit einer pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung von 65% trotz Zufuhr von 15 L O2/min. In der initialen arteriellen Blutgasanalyse zeigte sich eine Methämoglobinanteil von 72,6% mit begleitender schwerer Laktatazidose. Das Blut besaß bei den arteriellen Punktionen eine bräunliche Farbe. Bei hochgradigem Verdacht auf eine Alkylnitrit-Intoxikation, mit einer Methämoglobinämie im letalen Bereich, erfolgte die sofortige, gewichtsadaptierte Gabe von Methylenblau. Hierunter stabilisierte sich die respiratorische Situation rasch. Im weiteren, kurzfristigen Verlauf kam es zu einer vollständigen Rückbildung der respiratorischen Beschwerden mit einer Normalisierung der Methämoglobinwerte.

    Der Fall zeigt, dass im entsprechenden Setting eine Methämoglobinämie als Differenzialdiagnose einer schweren akuten Zyanose in Betracht gezogen werden sollte um eine rasche Therapieeinleitung nicht zu verzögern.


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