Gesundheitswesen 2019; 81(03): 226
DOI: 10.1055/s-0039-1679255
Vorträge
Fachausschuss GBE und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Kindergesundheitszieleprozess in Berlin: 10 Jahre zielsicher gesund aufwachsen – eine Bilanz aus Sicht der GBE

S Oberwöhrmann
1   Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Referat Gesundheitsberichterstattung, Berlin, Germany
,
S Bettge
1   Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Referat Gesundheitsberichterstattung, Berlin, Germany
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Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Im Land Berlin wurden 2007 Kindergesundheitsziele unter dem Oberziel „Gesundheitschancen für Kinder und Jugendlichen erhöhen – Benachteiligung abbauen“ in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Sprache als erstem Gesundheitszieleprozess beschlossen. Die Auswertungen zum Monitoring des Zielerreichungsgrades zeigten, dass zwar in Teilbereichen eine Annäherung an die gesetzten Ziele gelungen ist, diese jedoch im Wesentlichen (noch) nicht erreicht werden konnten. Insbesondere bezüglich des Abbaus von Benachteiligung ist festzustellen, dass sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheiten im Zeitverlauf unverändert geblieben sind bzw. in einigen Bereichen sogar zunehmen. Ausgehend von den Ergebnissen des Monitorings wurde der Gesundheitszieleprozess unter Einbeziehung der Akteure der Landesgesundheitskonferenz im Bereich Kindergesundheit einer kritischen Reflexion unterzogen. Dabei wurden sowohl die Planungsphase, die Etablierung und Durchführung des Monitorings, als auch die Umsetzungsphase in den Blick genommen. Im Beitrag werden die Implikationen für die Gesundheitsberichterstattung aufgegriffen, die sich aus der Reflexion insbesondere der Planungs- und Monitoringphase ergeben haben. Dabei werden u.a. Aspekte wie die Zielformulierung bei fehlender Datenbasis, der Erforderlichkeit einer breiteren Datenbasis nicht nur zur gesundheitlichen Lage, sondern auch zu Strukturen und Prozessen der Gesundheitsförderung, Indikatorenauswahl und -operationalisierung sowie die Etablierung der Wirkungsorientierung im Zieleprozess dargestellt. Eine Herausforderung besteht zudem hinsichtlich der Klärung einer Präzisierung von Zielgruppen im Spannungsfeld zwischen zielgenauer Bedarfsermittlung und potentieller Stigmatisierung sowie der Frage der Quantifizierung von Ergebniszielen. Diese beiden Fragen wurden im Rahmen der Reflexion von den verschiedenen am Prozess beteiligten Akteuren kontrovers diskutiert und sind bisher offen.

    Im kritischen, aber konstruktiv geführten Diskussionsprozess hat sich die Einbeziehung der unterschiedlichen Blickwinkel verschiedener Akteure als gewinnbringend für die Reflexion erwiesen. Insgesamt wird der Reflexionsprozess und seine Implikationen nicht nur aus der Sicht der GBE, sondern auch von den anderen am Zieleprozess beteiligten Akteure als wichtige und hilfreiche Grundlage für die Weiterentwicklung des Zieleprozesses erachtet.


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