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DOI: 10.1055/s-0039-1679280
Risikofaktoren für den Erwerb einer sporadischen ambulant erworbenen Legionärskrankheit: Zwischenergebnisse der Berliner LeTriWa-Studie zu Legionellen im Trinkwasser
Publication History
Publication Date:
05 April 2019 (online)
Hintergrund:
Während bekannt ist, dass höheres Alter, männliches Geschlecht, Rauchen und bestimmte Grunderkrankungen mit dem Erwerb der Legionärskrankheit (LK) assoziiert sind, ist zum Beispiel wenig darüber bekannt, welche Verhaltensweisen der Patienten mit dem Auftreten der Erkrankung assoziiert sind. Wir haben insbesondere die Risikofaktoren der LK-Fälle betrachtet, die sich wahrscheinlich durch häusliches Trinkwasser (HTW) infizierten und präsentieren vorläufige Ergebnisse.
Methoden:
Im Rahmen der LeTriWa-Studie (Legionellen im Trinkwasser; 2016 – 2019), die das RKI in Kooperation mit den Berliner Gesundheitsämtern, dem Umweltbundesamt, dem Konsiliarlabor für Legionellen und Berliner Krankenhäusern seit Dezember 2016 durchführt, untersuchten wir Fälle von ambulant erworbener LK, bei denen auf mikrobiologischer und/oder epidemiologischer Ebene keine Hinweise für eine Infektion durch eine nicht-HTW-Infektionsquelle gefunden werden konnten. Jedem dieser Fälle wurden möglichst zwei Kontrollen zugeordnet, gematcht für Krankenhaus und Altersgruppe (< 50, 50 – 74, 75 +). Wir befragten Fälle und Kontrollen und nahmen Wasser und Biofilmproben aus dem Wasserhahn und der Dusche des Badezimmers. Wir analysierten Risikofaktoren in bivariaten Analysen und berücksichtigten signifikante Risikofaktoren sowie bisher bekannte Risikofaktoren in einer multivariablen Analyse.
Ergebnisse:
Bis 01.07.2018 haben wir 62 Fälle von LK und 68 Kontrollen rekrutiert. In der bivariaten Analyse identifizierten wir Diabetes und neurologische Vorerkrankungen sowie Rauchen, das Tragen von Zahnersatz und das „nicht zu Hause duschen“ als signifikante Risikofaktoren. Benutzung einer Munddusche, Zähneputzen am Abend, Gartenarbeit und Alkoholkonsum (unabhängig von der Menge) waren mit einem Chancenverhältnis (Odds Ratio) unter 1 mit LK assoziiert („protektiv“). In einer multivariablen Analyse, in der wir auch für Geschlecht, Alter und Bildung adjustierten, verblieben als signifikante Risikofaktoren Rauchen, Zahnersatz tragen, Gartenarbeit und nicht zu Hause duschen im Modell.
Schlussfolgerungen:
Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor. Nicht zu Hause zu duschen war ein unerwarteter Risikofaktor, jedoch ist es möglich, dass dies ein Hinweis auf stagnierendes (und dann aerosolisiertes und eingeatmetes) Wasser sein könnte. Auch das Tragen von Zahnersatz ist ein überraschender Befund, der vielleicht durch die Inhalation von Legionellen-haltigen Biofilmpartikeln, die auf dem Zahnersatz anhaften, erklärbar ist. Da in anderen Studien in Gartenerde schon Legionellen nachweisbar waren, ist es möglich, dass eine Infektion mit niedrigpathogenen Legionellen auch eine gewisse Kreuzimmunität gegenüber Legionella pneumophila verleiht. Erhärten sich diese und andere vorläufige Erkenntnisse, böte das neue Ansätze zur Prävention von HTW-LK.
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