Gesundheits- und Entwicklungsscreening im Kindergartenalter (GESiK) – Ergebnisse zur Evaluation des 1. Pilotjahrgangs

Hintergrund und Fragestellung:

Im Rahmen eines Pilotprojektes wird in den sechs bayerischen Landkreisen/Kommunen Augsburg-Stadt, Coburg, Dachau, Passau, Main-Spessart und 3 Stadtbezirken aus München seit 2015 eine neukonzipierte Schuleingangsuntersuchung (SEU), das Gesundheits-und Entwicklungsscreening im Kindergartenalter, erprobt. Die Neukonzeption umfasst neben der Vorverlegung der Untersuchung in das vorletzte Kindergartenjahr, die Anpassung der Untersuchungsinhalte und Testinstrumente an den aktuellen wissenschaftlichen Stand sowie eine schulärztliche Nachuntersuchung inkl. Beratung der Eltern bei allen Kindern mit einem auffälligen Befund im Entwicklungsscreening, das die sozialmedizinische Assistentin (SMA) bei allen Kindern durchführt, und ggf. einer weiteren schulärztlichen Untersuchung im Jahr vor der Einschulung. Die Evaluation der Ergebnisse des 1. Projektjahrgangs soll folgende Fragen klären: 1. Ist das neue Konzept der SEU machbar und umsetzbar? 2. Inwieweit profitieren die teilnehmenden Kinder und Familien von GESiK?

Daten und Methoden:

Die Evaluation des Pilotprojektes umfasst die Evaluation der Strukturparameter, des Untersuchungs-prozesses sowie deren Ergebnisse. Grundlage der Evaluation bilden die Daten der beiden Untersuchungsjahre der Kinder des ersten GESiK-Jahrganges, die zwischen dem 1.10.2010 und 30.09.2011 geboren und zum Schuljahr 2017/2018 schulpflichtig wurden. Die Akzeptanz des Projekts bei Eltern sowie SMA und Ärzten in den Gesundheitsämtern wurde auf Basis anonymer Fragebögen evaluiert.

Ergebnisse:

Die Teilnahme des ersten GESiK-Jahrgangs an der freiwilligen Untersuchung lag bei 31%. Vermehrt nahmen Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus teil. 43% der Kinder, die an GESiK teilnahmen wurden wegen einer Auffälligkeit im Entwicklungsscreening, dem Wunsch der Eltern oder einer nicht durchgeführten U9-Untersuchung zur ersten schulärztlichen Untersuchung vorgestellt. Im Rahmen der ersten schulärztlichen Untersuchung wurde 13% aller Kinder, die an GESiK teilnahmen eine weiterführende Diagnostik beim niedergelassenen Kinder- und Jugendarzt, einem Facharzt oder einer Frühförderstelle empfohlen. 11% aller GESiK-Teilnehmer wurden im Vorschuljahr zum zweiten Mal schulärztlich untersucht. 79% der befragten Eltern sehen die Vorverlegung der SEU positiv und ca. 85% würden die Teilnahme an GESiK weiterempfehlen.

Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass die Untersuchung der jüngeren Altersgruppe, der geänderte Untersuchungsumfang und -algorithmus gut durchführbar sind, aber zusätzlichen Zeitbedarf erfordern. Insbesondere Kinder, die eine Förderung oder Therapie benötigen, profitieren davon, dass der Zeitpunkt, zu dem der Verdacht auf ein Entwicklungsdefizit gestellt und eine weitere Abklärung empfohlen wurde, im Mittel um 8 Monate vorgezogen werden konnte.

Schlussfolgerung und Ausblick:

Am 24. Juli 2018 hat der bayerische Ministerrat die flächendeckende Einführung der neukonzipierten Schuleingangsuntersuchung beschlossen.