Z Gastroenterol 2019; 57(06): e181
DOI: 10.1055/s-0039-1688881
Kategorie: Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Komplexe Gallen- und Pankreasgangstentbergung

D Pop
1   Medizinische Klinik II, Akademisches Lehrkrankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
,
M Bajbouj
2   Medizinische Klinik II, Rotkreuzklinikum, Akademisches Lehrkrankenhaus, Technische Universität München
,
B Neu
1   Medizinische Klinik II, Akademisches Lehrkrankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
,
J Felber
1   Medizinische Klinik II, Akademisches Lehrkrankenhaus Landshut Achdorf, Technische Universität München
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Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Anlage von Stents in den Gallen- und Pankreasgang im Rahmen der ERCP erfolgt zur Aufrechterhaltung der Galle- und Pankreassekretion durch Überbrückung von Stenosen oder Ausschaltung von Fisteln oder Leckagen. Plastikprothesen können aufgrund ihres geringen Innendurchmessers und des Risikos eines Verschlusses nur begrenzte Zeit in situ verbleiben. Schwierigkeiten können sich bei der Extraktion der Stents durch Dislokationen der Stents oder veränderte anatomische Situationen ergeben.

    Methoden und Ergebnisse:

    Wir berichten den Fall einer 48-jährigen Patientin, bei der im Rahmen einer chronischen Pankreatitis eine Gallengangsprothese bei Cholestase und eine Pankreasprothese bei Pankreasgangfistel eingelegt werden musste. Im Zuge einer schweren, nekrotisierenden Pankreatitis mit Multiorganversagen kam es zu eine endokopisch nicht beherrschbaren Blutung. Diese machte eine Notfalloperation notwendig, die in einer Billroth-II-Resektion mündete. Nach dieser Operation war der verbliebene Gallen- und Pankreasstent nicht mehr auf anatomisch normalem Wege endoskopisch erreich- und damit entfernbar.

    Nach vier frustranen endoskopischen Bergungsversuchen wurde die Patientin in unser Krankenhaus eingewiesen. Mittels Singleballonenteroskopie konnte bei langem zuführendem Schenkel die Papille nach 90 min erreicht werden. Es gelang die Bergung des Gallengangsstent mit einer Schlinge. Trotz weiter EPT konnte der nach intern dislozierte Pankreasgangstent – auch in einer zweiten Singleballonuntersuchung nicht geborgen werden. Daraufhin wurde der Pankreasgang endosonographisch gesteuert retrograd über den Magen punktiert und eine 7 Fr. Plastikprothese zur Stabilisierung des neu geschaffenen Fisteltraktes in den D. Wirsungianus eingelegt. Nach vier Wochen wurde retrograd über diesen gastropankreatischen Trakt der Stent mit einer Schlinge geborgen.

    Die Patientin überstand den Eingriff ohne Komplikationen und konnte 2 Tage später das Krankenhaus verlassen.

    Schlussfolgerung:

    Neue endoskopische Verfahren und insbesondere die interventionelle Endosonografie stellen zusätzliche Möglichkeiten für komplexe Gallengang- und Pankreasgang-Interventionen dar und können invasive Eingriffe bei voroperierten Patienten vermeiden.


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