Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S68
DOI: 10.1055/s-0039-1694129
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist eine palliative anatomische Lungenresektion bei lokal fortgeschrittenem Lungenkrebs bei jungen Patienten gerechtfertigt?

A Gries
1   Klinik für Thoraxchirurgie, Ev. Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
,
F Gutierrez
1   Klinik für Thoraxchirurgie, Ev. Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
,
J Stapenhorst
1   Klinik für Thoraxchirurgie, Ev. Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
,
F Weißinger
2   Klinik für Hämatoonkologie, Ev. Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
,
O Micke
3   Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Franziskus Hospital, Bielefeld, Deutschland
,
M Beshay
1   Klinik für Thoraxchirurgie, Ev. Klinikum Bethel, Bielefeld, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
04 September 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Das Ergebnis von Lungenresektionen als Teil der palliativen Behandlung bei Patienten, die einer definitiven Chemo/Strahlentherapie unterziehen wurde, im Vergleich zu einer Erhaltungstherapie für Stadium IIIB und IV mit lokal fortgeschrittenem NSCLC-Lungenkarzinom, selten untersucht. Ziel dieser Studie war es, die perioperativen Ergebnisse, postoperativen Komplikationen und das rezidivfreie Intervall (RFI) bei Patienten unter 70 Jahren zu vergleichen, die sich bei lokal fortgeschrittener Erkrankung einer chirurgischen Resektion unterzogen.

    Material und Methode:

    Zwischen Januar 2008 und Dezember 2017 wurden 33 Patienten während oder nach einer definitiven Chemo-Radiotherapie (Gruppe I) einer palliativen anatomischen Resektion unterzogen. 48 Patienten wurden einer Erhaltungstherapie ohne palliative Resektion (Gruppe II) unterzogen. Die Daten wurde retrospektiv analysiert, folgenden Parametern wurden verglichen: histologische Diagnose, Tumorstadium, Lokalisation, initiale Therapie, Regressionsstatus, Morbidität, Mortalität und RFI.

    Ergebnis:

    In Gruppe II wurde eine signifikant höhere Anzahl von Chemotherapie- und Strahlendosis (p < 0,001) festgestellt. In Gruppe II wurden signifikant häufiger Bluttransfusionen beobachtet (p < 0,001). Es wurde ein signifikant längeres krankheitsfreies Überleben mit weniger Infektionen in der Gruppe I (p < 0,001 bzw. p= 0,003) festgestellt. Das 3-Jahres-Überleben in Gruppe I betrug 18%, in Gruppe II 8% (log-rank p= 0,002). Das rezidivfreie Intervall von 2 Jahren in Gruppe I betrug 46%, in Gruppe II 6% (log-rank p= 0,375). Diffuse Metastasen traten hauptsächlich in Gruppe II auf, während in Gruppe I häufiger Oligometastasen beobachtet wurden (p= 041).

    Schlussfolgerung:

    Anatomische Lungenresektionen als palliative Resektion scheinen bei der Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem NSCLC nach Induktionstherapie sicher und wirksam zu sein. Das postoperative Ergebnis ist mit jenen mit niedrigeren Stadien abgesehen von lokalem Rezidiv vergleichbar. Höhere Infektionsraten und das Auftreten diffuser Fernmetastasen treten in der resezierten Gruppe seltener auf. Eine differenzierte Patientenauswahl ist notwendig.


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