Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S69-S70
DOI: 10.1055/s-0039-1694134
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Extrakorporeale Membranoxygenierung als „bridge to transplant“: Veränderung der T-Zellantwort im Langzeitverlauf

N Strobl
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
E Nößner
2   Immunoanalytics- Core Facility & Research Group Tissue Control of Immunocytes, Helmholtz Zentrum München
,
G Warnecke
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
AK Knöfel
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
RA Hatz
4   Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
A Haverich
3   Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
,
G Preissler
5   Klinik Schillerhöhe, Gerlingen, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart; Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication History

Publication Date:
04 September 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die extrakorporeale Membranoxygenierung (ECMO) stellt eine lebensrettende Therapie vor Lungentransplantation (LTX) dar, deren Einfluss auf die Immunantwort unbekannt sind. Immunologische Folgen von ECMO als „bridge to transplant“ und die Auswirkungen auf den Verlauf nach LTX wurden daher in einer prospektiven Beobachtungsstudie analysiert.

    Material und Methode:

    Von 202 Empfängern (m/w: 100/102, Alter: 52 ± 1y, LAS: 45 ± 1) erhielten 17 Patienten ECMO in Kombination mit invasiver Beatmung (ECMO-BTT; Alter: 36 ± 3y, LAS: 79 ± 4) vor (ECMO: 487 ± 124h; VT: 449 ± 101h) und nach LTX (ECMO: 113 ± 37h; VT: 571 ± 107h), 82 Patienten wurden intra-/postoperativ (ECMO-OP; Alter: 50 ± 1y, LAS: 47 ± 2) mit ECMO behandelt (ECMO: 68 ± 21h; VT: 495 ± 66h) und 103 Empfänger wurden ohne ECMO transplantiert (no-ECMO; Alter: 57 ± 1y, LAS: 39 ± 1, VT: 269 ± 65h).

    T-Helfer (Th: CD3+/CD4+), zytotoxische (CTL: CD3+/CD8+; aktivierte CTL: CD3+/CD8+/CD25+) und regulatorische T-Zellen (Treg: CD3+/CD4+/CD25+/FoxP3+) wurden durchflusszytometrisch vor (Tag 0) und an Tag 7, 14, 21, 90, 180, 270 und 365 nach LTX bestimmt. Die Analyse von IFNγ, TNFα, IL-2, IL-4, IL-5 und IL-13 im Plasma erfolgten zeitgleich. Positive Histologie (A≥1, ISHLT), FEV1-loss und/od. Steroidstoßtherapie wurden als akute Abstoßung (AR) gewertet und CLAD nach Verleden et al (2014) definiert. Angegeben sind Mittelwerte ± SEM.

    Ergebnis:

    Die CD4+/CD8+-Ratio war an Tag 0 bei ECMO-BTT im Vergleich zu ECMO-OP und no-ECMO (1.9 ± 0.3 vs. 2.7 ± 0.3 vs. 2.6 ± 0.2) und bis zu einem Jahr nach LTX signifikant verringert (1.2 ± 0.2 vs. 2.0 ± 0.3 vs. 2.4 ± 0.3*). Des Weiteren war bei ECMO-BTT Patienten eine dauerhaft reduzierte (22%-93%) Th1 und Th2 Zytokin Antwort nachweisbar. Lediglich zwei Patienten der ECMO-BTT Gruppe hatten eine frühe AR an Tag 21 und 22 und zeigten somit das beste AR-freie (BTT: 11.67% vs. OP: 32.93% vs. no: 37.86%) und zusätzlich CLAD-freie Überleben (BTT: 0%, OP: 8.54%; no 15.53%). Treg waren in ECMO-BTT Patienten bis Tag 21 und aktivierte CTL in beiden ECMO Gruppen dauerhaft vermindert.

    Schlussfolgerung:

    ECMO-BTT löst eine langanhaltende Veränderung der T-Zellantwort aus, die zu einer abgeschwächten Immunantwort führen könnte. Tatsächlich zeigt sich eine verminderte Rate an AR und CLAD bei den mit ECMO vorbehandelten Patienten. Dies könnte zukünftig bei der immunsuppressiven Behandlung berücksichtigt werden.


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