Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S72
DOI: 10.1055/s-0039-1694141
Vorträge – DACH-Jahrestagung: nummerisch aufsteigend sortiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chirurgische Lungenvolumenreduktion: Simultan oder Zweizeitig?

A Akil
1   Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
NJ Dickgreber
2   Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
M Lavae-Mokhtari
2   Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
J Fichter
2   Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
J Reichelt
1   Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
M Semik
1   Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
O Abdalla
1   Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
,
S Fischer
1   Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
04 September 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die chirurgische Lungenvolumenreduktion (LVRS) führt zur Verbesserung der Lebensqualität, der Lungenfunktion und der körperlichen Belastbarkeit bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem. Ob ein bilateral simultanes oder zweizeitiges Vorgehen durchgeführt werden soll, wird kontroverse diskutiert. Im Rahmen dieser Arbeit werden die Ergebnisse der simultan bilateralen LVRS im Vergleich zur zweizeitigen bilateralen LVRS vorgestellt.

    Material und Methode:

    Von 01/2013 bis 01/2019 wurden die Daten von n = 260 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem, bei denen eine bilateral simultane (Gruppe 1, n = 104 Pat.) und eine bilateral zweizeitige (Gruppe 2, n = 156 Pat.) LVRS durchgeführt wurde, prospektiv dokumentiert und retrospektiv analysiert. Primärer Endpunkt war die 90-Tage-Mortalität. Sekundäre Endpunkte waren die Lungenfunktion, Blutgasanalyse (BGA), 6 Minuten-Gehtest (6-MWT), Lebensqualität (LQ), Dyspnoe (Borg-Skala) und die Belastbarkeit (Treppensteigen) prä- und postoperativ (Entlassungstag), sowie nach 6 und 12 Monaten.

    Ergebnis:

    Die Operation der Gegenseite wurde im Durchschnitt nach 5 Monaten durchgeführt (1 – 60 Monate). N = 6 Pat. sind in Gruppe 1 und n = 8 Patienten in Gruppe 2 verstorben. Die 90-Tages-Mortalität betrug 5,8% in Gruppe 1 und 5,3% in Gruppe 2. Eine veno-venöse extrakorporale Lungenunterstützung wurde periop. bei n = 35 in Gruppe 1 und n = 73 in Gruppe 2 bei vorbestehender Hyperkapnie eingesetzt. Die ECLS wurde im Durchschnitt nach jeweils 2 Tagen in Gruppe 1 (1 – 21) und Gruppe 2 (1 – 25) terminiert. Lungenfunktionsanalytisch konnte eine signifikante Reduktion des Residualvolumens und der TLC nur in Gruppe 1 bis 6 Monate postoperativ (präop. RV: 265,3 ± 17,3 vs. 180,1 ± 12,35% postop., p = 0,0004; präop TLC: 129,4 ± 4,25% vs. 102,8 ± 4,139 postop., p < 0.0001) beobachtet werden. Die Belastbarkeit, 6-MWT, Dyspnoe in Ruhe und die LQ waren postop. in beiden Gruppen signifikant verbessert (p < 0,05), allerdings mit fortbestehender signifikanter Besserung bis 12 Monate postop. nur in Gruppe 2. Die mittlere Krankenhausverweildauer betrug 20 ± 2 Tage in Gruppe 1 im Vergleich zu 17 ± 1 in Gruppe 2 (p = 0,22).

    Schlussfolgerung:

    Eine zweizeitige bilaterale LVRS bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem, scheint im Vergleich zur simultanen bilateralen LVRS zu einem länger anhaltenden Gesamtnutzen bezüglich der körperlichen Belastbarkeit und Lebensqualität zu führen.


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