Z Gastroenterol 2019; 57(09): e245-e246
DOI: 10.1055/s-0039-1695265
Leber und Galle
Epidemiologie und Mortalitätsrisiken der Leberzirrhose: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 14:30 – 15:42, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühmortalität nach allgemein- und viszeralchirurgischen Eingriffen bei Patienten mit Leberzirrhose

P Holzner
1   Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
,
H Neeff
1   Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
,
M Denecke
1   Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
,
S Fichtner-Feigl
1   Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
,
F Makowiec
2   Universitätsklinikum Freiburg, Klinisches Qualitäts- und Risikomanagement, Freiburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Patienten mit Leberzirrhose zeigen eine hohe Mortalität nach chirurgischen Eingriffen. Verschiedene Scores können die Prognose von Zirrhosepatienten stratifizieren.

    Ziele:

    Darstellung der in-house, 30-Tage, 90 Tage-Mortalität, sowie prognostischer Wert von Scores und weiterer Faktoren.

    Methodik:

    Retrospektive Aufarbeitung von viszeralchirurgischen Patienten mit Leberzirrhose seit 2000. Dargestellt werden die postoperative in-house, 30- und 90-Tages Mortalität sowie deren Korrelation mit Scoring-Systemen (CHILD, MELD, ALBI, PAL) und weiteren Parametern.

    Ergebnisse:

    Insgesamt wurden 323 Patienten mit Leberzirrhose identifiziert. In 47% erfolgte ein Notfalleingriff, 32% erhielten eine Bluttransfusion, 30% der Patienten wurden präoperativ ASA 4 oder 5 klassifiziert.

    Die Child Einteilung resultierte in 39% Child A, 41% Child B und 20% Child C. Der MELD Score wurde in 3 Gruppen (MELD < 10; 10 – 15 und > 15) mit 40%, 33% bzw. 27% stratifiziert. Der ALBI bzw. PAL Score zeigten 19%/19% Patienten im Grad 1, 51%/35% im Grad 2 und 30%/46% im Grad 3. Die Mortalität betrug 19,5% in-house, 20,8% nach 30 Tagen bzw. 31,9% nach 90 Tagen. Child, MELD, ALBI und PAL zeigten eine signifikante (p < 0,001) Diskrimination für die in-house, 30- und 90-Tages-Mortalität. Im Gegensatz zu Child und MELD resultierten ALBI und PAL in einer asymmetrischen Diskrimination, d.h. Grad 1 und 2 unterscheiden sich klinisch und statistisch schlechter.

    Patienten mit einem ASA Score > 3 zeigten eine Mortalität von 46%, 48% und 72% (in-house, nach 30 bzw. 90 Tagen; p < 0,001). Ein BMI > 25 und elektive Eingriffe gingen mit einer geringeren Mortalität einher (p < 0,001). Patienten die intraoperativ eine Transfusion erhalten hatten oder Patienten mit einer Hohlorganperforation/Peritonitis hatten die schlechteste Prognose: 90-Tage-Mortalität 57% bzw. 65%.

    Schlussfolgerung:

    Viszeralchirurgische Eingriffe bei Zirrhosepatienten resultieren in einer sehr hohen Frühmortalität. Die Anwendung des Child- und MELD-Scores resultiert in einer klinisch relevanten Vorhersagemöglichkeit bis 90 Tage postoperativ. ALBI- und PAL-Score sind prognostisch etwas weniger aussagekräftig. Weitere Risikofaktoren sind ein hoher ASA Score, eine Transfusion und das Vorliegen einer Hohlorganperforation/Peritonitis.


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