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DOI: 10.1055/s-0039-1695266
Lebervorsorge-Programm SEAL: Screening der Allgemeinbevölkerung zur strukturierten Früherkennung von Leberfibrose und Leberzirrhose
Publication History
Publication Date:
13 August 2019 (online)
Einleitung:
Die Diagnose Leberzirrhose wird in Deutschland bei 75% der Patienten erst mit dem Auftreten von Komplikationen gestellt. Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose haben ein hohes Risiko für die Entwicklung weiterer Folgeerkrankungen. Dabei sind die meisten chronischen Leberkrankheiten einer ursächlichen Behandlungsintervention zugänglich.
Ziele:
In der Regelversorgung ist keine Früherkennung von Leberkrankheiten etabliert. Das Lebervorsorge-Programm SEAL (Strukturierte Früh-Erkennung einer Asymptomatischen Leberzirrhose in Rheinland-Pfalz und im Saarland), gefördert vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), untersucht Umsetzbarkeit, Effektivität und Kosten-Nutzen-Bewertung eines populationsbasierten Screenings auf Leberfibrose und sammelt Daten zur Epidemiologie von Leberwerterhöhungen.
Methodik:
Im Rahmen des hausärztlichen Check-Up 35 werden 16,000 AOK-Versicherte zusätzlich zur Regelversorgung in Rheinland-Pfalz und im Saarland auf Transaminasen-Erhöhung gescreent. Bei Überschreiten des APRI-Risikoscores erfolgt die Überweisung an einen Gastroenterologen und weiterführend die Vorstellung an einem universitären Leberzentrum.
Ergebnisse:
Im April 2019 wurden bereits 3730 Patienten eingeschlossen und bis Oktober 2019 sollen insgesamt 12000 Patienten gescreent werden. Bei 11% bzw. 7% aller bisher untersuchten Patienten zeigte sich eine Erhöhung der ALT bzw. AST mit maximalen Werten bis 1050 U/l bzw. 434 U/l. Im Durchschnitt waren die eingeschlossenen Frauen 64 Jahre und Männer 62 Jahre alt. Bei 262 Patienten lag bereits bei Einschluss eine bekannte Lebererkrankung vor. Dennoch hatten 10% bzw. 5% der Patienten ohne bekannte Lebererkrankung pathologisch erhöhte ALT bzw. AST-Werte.
Schlussfolgerungen:
Die Früherkennung von Leberkrankheiten wird von Fachgesellschaften und in der Literatur kontrovers diskutiert. Die ersten Daten des SEAL-Programms zeigen bereits, dass ein relevanter Anteil der Bevölkerung eine Erhöhung der Transaminasen, ohne Vorliegen einer bekannten Lebererkrankung, aufweist. Das SEAL-Programm wird weitere Daten zu Umsetzbarkeit, Effektivität und Kosten-Nutzen-Bewertung im deutschen Gesundheitswesen liefern und Erkenntnisse zur Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme beitragen.
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