Z Gastroenterol 2019; 57(09): e250
DOI: 10.1055/s-0039-1695276
Leber und Galle
Komplikationen der Leberzirrhose und hepatische Enzephalopathie: Klinische Aspekte: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 15:50 – 17:26, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Statintherapie führt bei Patienten mit Leberzirrhose zu reduzierten Dekompensationsereignissen – Rolle von häufigen Genvarianten

M Merkel
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
R Liebe
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
C Schneider
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
F Grünhage
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
B Appenrodt
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
R Greinert
2   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik für Innere Medizin I, Halle (Saale), Deutschland
,
A Zipprich
2   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik für Innere Medizin I, Halle (Saale), Deutschland
,
C Ripoll
2   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Klinik für Innere Medizin I, Halle (Saale), Deutschland
,
F Lammert
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
MC Reichert
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
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Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Aktuelle Studien zeigen, dass Statine Komplikationen der Leberzirrhose reduzieren könnten. Dies wird vor allem der Statin-induzierten Senkung der portalen Hypertension zugeschrieben. Häufige Varianten in den Genen PNPLA3 und MBOAT7 tragen zu einer fortschreitenden chronischen Lebererkrankung bei.

    Ziele:

    Die Erfassung der Auswirkungen der Statin-Therapie auf portal-hypertensiv bedingte Komplikationen in einer großen Kohorte von Patienten mit Leberzirrhose, die für genetische Risikovarianten stratifiziert wurde.

    Methodik:

    Zwischen 2014 und 2018 wurden 1,004 Patienten mit Leberzirrhose an den Universitätskliniken Homburg und Halle eingeschlossen. Die Komplikationen wurden retrospektiv anhand der aktuellen Leitlinien bewertet. Die Patienten wurden für die häufigen Risikovarianten in PNPLA3 (rs738409) und MBOAT7 (rs641738) genotypisiert.

    Ergebnisse:

    Die Ätiologie war zu 54% alkoholisch, 16,4% viral, 7,6% NASH und 22% sonstige Zirrhosen. 157 Patienten wurden mit Statinen behandelt. Die Zeichen portaler Hypertension wie Varizen (OR = 0,56, 95% KI 0,4 – 0,79, p = 0,001) und Thrombozytenzahl (Mittelwert (MW) 175 G/l, Standardabweichung (SD)± 98, p = 0,005) waren bei Statin-Anwendern deutlich reduziert. Der LSPS (liver stiffness-spleen size-to-platelet ratio)-Score (MW 5,4 vs. 5,7, SD ± 11,3, p = 0,7) und der HVPG (MW 17 mmHG vs. 19 mmHg, SD ± 66, p = 0,18) zeigten einen Trend zu niedrigeren Werten. Die Zirrhosekomplikationen Varizenblutung (OR = 0,36, 95% KI 0,18 – 0,72, p = 0,003), HRS (OR = 0,25 95% KI 0,08 – 0,8 p = 0,01), Aszites (OR = 0,6, 95% KI 0,45 – 0,9, p = 0,01) und Ikterus (OR = 0,54, 95% KI = 0,35 – 0,81, p = 0,003) traten bei mit Statinen therapierten Patienten seltener auf. Die hepatische Enzephalopathie und bakterielle Infektionen waren nicht reduziert. Die Verteilung der Risikovarianten zeigte keine Unterschiede hinsichtlich der Komplikationsraten. Allerdings traten Varizen (p = 0,001), Varizenblutungen (p = 0,009) und Aszites (p = 0,03) bei PNPLA3-Wildtypen signifikant seltener auf.

    Schlussfolgerung:

    In der großen Kohorte waren bei Statinpatienten Komplikationen der Leberzirrhose deutlich reduziert. Es zeigte sich eine Tendenz zu stärkeren Effekten bei Patienten ohne Risikovariante. Weitere prospektive Studien sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zu bestätigen.


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