Z Gastroenterol 2019; 57(09): e264-e265
DOI: 10.1055/s-0039-1695313
Leber und Galle
Therapie des HCC: Freitag, 04. Oktober 2019, 09:40 – 11:16, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nicht HCC-assoziierte Pfortaderthrombose – Prognoserelevant oder Epiphänomen?

M Hilscher
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
F Thieme
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
S Weigel
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
A Mähringer-Kunz
2   Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Deutschland
,
F Hahn
2   Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Deutschland
,
PR Galle
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
R Klöckner
2   Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Deutschland
,
A Weinmann
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
C Labenz
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
,
MA Wörns
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
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Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das Auftreten einer Pfortaderthrombose (PVT) bei Leberzirrhose ist eine kontrovers diskutierte Komplikation. Die Auswirkungen auf den Verlauf der Erkrankung und mögliche negativ-prognostische Faktoren sind nicht abschließend geklärt.

    Ziele:

    Identifizierung von Prädiktoren für eine erhöhte Mortalität bei Patienten mit Zirrhose-assoziierter PVT und Auswirkungen etablierter Therapien.

    Methoden:

    Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden ca. 30,000 Schnittbildgebungen an der Universitätsmedizin Mainz bei Patienten mit Leberzirrhose auf eine PVT hin untersucht und Fälle ohne Malignome (z.B. hepatozelluläres Karzinom) aufgearbeitet. Die Mortalität wurde mit klinischen und laborchemischen Daten bei Erstdiagnose (ED) und im gesamten Verlauf korreliert.

    Ergebnisse:

    Insgesamt konnten 55 Patienten mit PVT eingeschlossen werden. Die mediane Beobachtungszeit betrug 129 Wochen. Bei Erstdiagnose einer PVT waren die Patienten im Median 57,6 Jahre alt, der mediane MELD lag bei 13. Insgesamt verstarben 35 Patienten (63,6%) im Beobachtungszeitraum nach im Median 68 Wochen. Mittels univariater COX-Regression konnten neben dem MELD-Score bei ED (HR 1,07, p = 0,009), ein erniedrigtes Albumin bei ED (HR 0,885, p = 0,001), Aszites bei ED (HR 2,22, p = 0,031), das Auftreten einer spontan-bakteriellen Peritonitis (SBP) (HR 2,25; p = 0,020), eine overte HE bei ED oder im Verlauf (HR 3,11; p = 0,005), sowie ein hepatorenales Syndrom bei ED oder im Verlauf (HR 3,43; p = 0,001) als Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität identifiziert werden. Eine Vollantikoagulation zeigte sich in der univariaten Regression im Trend (HR 0,5; p = 0,055) prognoseverbessernd. Nach Einschluss der univariat identifizierten Prognosefaktoren in ein multivariates COX-Regressionsmodell, konnten die negativ-prognostische Bedeutung einer SBP (HR 7,750; p = 0,0001) und niedrigem Albumin (HR 0,781; p = 0,0001) unterstrichen und die Risikoreduktion durch eine Vollantikoagulation gezeigt werden (HR 0,128; p = 0,0001).

    Schlussfolgerung:

    Spontan-bakterielle Peritonitis und niedriges Albumin bei Erstdiagnose stellen MELD-unabhängige Risikofaktoren für einen letalen Verlauf bei Patienten mit Leberzirrhose und PVT dar. Die aktuelle Untersuchung betont die Bedeutung der therapeutischen Vollantikoagulation.


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