Z Gastroenterol 2019; 57(09): e289
DOI: 10.1055/s-0039-1695374
Leber und Galle
Entzündung und Infektionen: Freitag, 04. Oktober 2019, 12:40 – 13:52, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss der mikrobiologischen Diagnostik von endoskopisch gewonnenen Galleaspiraten auf das klinische Management – eine retrospektive monozentrische Analyse

FP Reiter
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
W Obermeier
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
J Jung
2   Max von Pettenkofer Institut, Universität München, München, Deutschland
,
G Denk
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
E de Toni
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
J Schirra
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
J Mayerle
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
,
C Schulz
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Lebercentrum München, Klinikum der Universität, LMU München, München, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die frühe empirische antibiotische Therapie nimmt eine der Grundsäulen in der Behandlung der infektiösen Cholangitis ein. Trotz der hohen Inzidenz ist die Datenlage für die Wahl der Antibiose als unzureichend einzuschätzen.

    Ziele:

    Ziel dieser Studie war es, die Erreger in Galleaspiraten und deren Bedeutung für den klinischen Verlauf zu analysieren.

    Methodik:

    In dieser Studie wurden Galleaspirate von 208 Patienten aus 388 ERCs, die an einem tertiären Zentrum gewonnenen wurden, mit korrelierenden klinischen Daten retrospektiv ausgewertet.

    Ergebnis:

    Die drei häufigsten nachgewiesenen Erreger waren E. faecalis (33,2%), E. faecium (28,6%) und E. coli (23,2%). Bei Patienten mit Zustand nach Papillotomie (EPT) in einer Voruntersuchung wurden signifikant häufiger grampositive und gramnegative Bakterien, sowie Pilze nachgewiesen (p < 0,01; nnativ= 73 vs. nEPT= 132; Chi-Quadrat-Test). Bei Patienten mit bereits einliegenden Stents zeigte sich ebenfalls eine Häufung von grampositiven und gramnegativen Bakterien, als auch Pilzen (p < 0,01; nkein Stent= 136 vs. nStent= 53; Chi-Quadrat-Test). Die drei häufigsten antibiotischen Regime umfassten Ceftriaxon (23,1%), Piperazillin und Tazobactam (20,2%) sowie Ciprofloxacin (6,7%), wobei in 44% der Patienten die Antibiose im Verlauf gewechselt wurde. Bei 75 Patienten konnte der Wechselgrund aus der Aktenlage identifiziert werden, wobei in 57,3% die Antibiose an das Resistenzprofil angepasst und in 17,3% der Fälle ein Wechsel aufgrund steigender Entzündungsparameter erfolgte. Statistisch wurden Patienten, bei welchen ein Wechsel der Antibiose nötig war, signifikant länger stationär behandelt 9 ± 0,7 Tage vs. 15 ± 1,4 Tage (p < 0,001; nkein Wechsel= 90 vs. nWechsel= 75, Mann-U-Whitney-Tests).

    Schlussfolgerung:

    In der univariaten Analyse waren EPT und Stentdrainagen Risikofaktoren für den Nachweis pathogener Erreger in der Galle. In 44% wurde ein Wechsel der Antibiose vorgenommen, was mit einem verlängerten Klinikaufenthalt assoziiert war. Dies unterstreicht die Sinnhaftigkeit einer frühzeitigen Gallekultur zur Verkürzung des Klinikaufenthaltes. Prospektive Studien sind erforderlich zur Statefizierung nach Risikofaktoren für die Auswahl einer passenden kalkulierten antimikrobiellen Therapie.


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