Z Gastroenterol 2019; 57(09): e329-e330
DOI: 10.1055/s-0039-1695484
Stoffwechsel, metabolische Chirurgie und Endokrinologie
Erkrankunngen des endokrinen Systems: Epidemiologie – Diagnostik- Chirurgie: Freitag, 04. Oktober 2019, 09:40 – 10:52, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Führt ein potentiell überbewertetes Malignitätsrisiko bei Schilddrüsenerkrankungen von Kindern und jungen Erwachsenen zu einer erhöhten postoperativen Komplikationsrate?

J Staubitz
1   Universitätsmedizin Mainz, Sektion Endokrine Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland
,
J Bode
1   Universitätsmedizin Mainz, Sektion Endokrine Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland
,
A Poplawski
2   Universitätsmedizin Mainz, Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz, Deutschland
,
F Watzka
1   Universitätsmedizin Mainz, Sektion Endokrine Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland
,
J Pohlenz
3   Universitätsmedizin Mainz, Sektion Pädiatrische Endokrinologie, Klinik für Pädiatrie, Mainz, Deutschland
,
H Lang
4   Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland
,
TJ Musholt
1   Universitätsmedizin Mainz, Sektion Endokrine Chirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Schilddrüsenknoten bei Kindern und Jugendlichen können für Eltern und behandelnde Pädiater ein alarmierendes Zeichen sein.

    Ziele:

    In dieser Single Center-Studie wird analysiert, ob eine chirurgische Übertherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Schilddrüsenerkrankungen stattfindet, und ob eine mögliche Übertherapie zu einer erhöhten Komplikationsrate führt.

    Methodik:

    155 Schilddrüsenoperationen, die bei Kindern und jungen Erwachsenen (Alter: 3 – 20 Jahre) an der Universitätsmedizin Mainz in den Jahren 2005 – 2018 erfolgten, wurden analysiert. Die Fälle wurden nach der präoperativen „Indikationsdiagnose“ gruppiert (Gruppe 1: Benigne Schilddrüsenerkrankungen: 45 Fälle, Gruppe 2: Verdacht auf maligne Schilddrüsenerkrankung bzw. nachgewiesenes Schilddrüsenkarzinom: 110 Fälle). Das postoperative Outcome wurde zwischen beiden Gruppen verglichen.

    Ergebnis:

    Das durchschnittliche Patientenalter der Analyse betrug 14 ± 3,6 Jahre (Median: 15 Jahre). Vererbliche Schilddrüsenerkrankungen lagen in 14,2% des Kollektivs vor. In beiden Gruppen war die totale Thyreoidektomie die primär durchgeführte Therapie. Permanenter Hypoparathyreoidismus trat in 2,7% von Gruppe 1 und in 1,4% von Gruppe 2 auf (p = 1,000). Wundinfektionen waren lediglich in Gruppe 2 nachweisbar (0,9% vs. 0%, p = 1,000). Permanente N. recurrens Paresen traten in keiner der beiden Gruppen auf. Transiente N. recurrens Paresen bestanden in Gruppe 1 (2,3% vs. 0%; 2/85 vs. 0/177 Nerves at risk, p = 0,104). In 91,1% der in Gruppe 1 befindlichen Fälle wurde histologisch eine benigne Diagnose bestätigt. In 44,5% der Fälle aus Gruppe 2 lag tatsächlich eine maligne histologische Diagnose zugrunde.

    Schlussfolgerung:

    Die Hauptindikation zur Durchführung einer Schilddrüsenoperation in der Single Center-Studie stellte der Ausschluss eines Schilddrüsenkarzinoms dar. In einem Drittel der dokumentierten Fälle wurden präoperativ benigne Diagnosen beschrieben, die sich in über 90% histologisch bestätigten. Obwohl ein deutlich höherer Anteil von Kindern und Jugendlichen mit der Verdachtsdiagnose eines Schilddrüsenmalignoms operiert wurde, war das Risiko für das Auftreten schwerwiegender postoperativer Komplikationen in beiden Gruppen gleichermaßen niedrig.


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