Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S9-S10
DOI: 10.1055/s-0039-1695828
Vorträge
Wissenschaftliche Sitzung: HNO
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zweidimensionales sonografisches Speckle Tracking von willkürlichen und elektrisch stimulierten Kontraktionen des M. orbicularis oculi an Probanden

T Schüler
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
GF Volk
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
O Guntinas-Lichius
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Fazialis-Nerv-Zentrum, Jena, Germany
,
J Perkins
2   Royal Veterinary College London, Structure and Motion Laboratory, London, United Kingdom
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 August 2019 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Das sonografische Speckle Tracking wird zur Quantifizierung von Muskelbewegungen in der Echokardiografie genutzt. Erste Anwendungen an Skelettmuskulatur konnten krankheitsspezifische Veränderungen bei muskulären Erkrankungen darstellen. Ziel dieser Pilotstudie war es, dass sonografische Speckle Tracking am M. orbicularis oculi zu erproben.

    Material und Methoden:

    Mit dem Ultraschallgerät GE vivid-i und einem Stick-Ultraschallkopf (8 – 13 MHz) wurden an vier Testpersonen, (3 Frauen, 22 – 42 Jahre) jeweils drei sonografische Videos des M. orbicularis oculi beim Blinzeln und maximaler willkürlicher, sowie in drei verschiedenen Intensitätsstufen elektrisch-stimulierter Kontraktionen in zufälliger Reihenfolge aufgezeichnet. Die Elektrostimulation an Ästen des N. facialis erfolgte transkutan (monophasische 250µs lange Rechteck-Impulse, 5 – 11mA, 60 Hz, 200 ms pro Kontraktion) mit dem Elektrostimulationsgerät Microstim. Nach Post-Processing-Analyse auf einem externen Laptop wurde die Test-Retest-Reliabilität durch die Intraklassenkorrelation geschätzt.

    Ergebnisse:

    Die Werteverteilung ergab mit ansteigendem Bewegungsimpuls u.a. beim Displacement, höhere Messwerte (Abbildung).

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    Abb. 1: Werteverteilung von Displacement (longitudinal) als Boxplot

    Die Bewegungsparameter zeigten eine gute bis sehr gute Reliabilität. Dabei war die Verfolgung in longitudinaler Richtung (ICC/SEM Displacement: 0,88/0,48 mm Velocity: 0,86/0,36 cm/s) reliabler als die in transversaler Richtung ICC/SEM Displacement: 0,65/0,17 mm Velocity: 0,63/0,14 cm/s). Die Verformungsparameter, (Strain, Strain Rate) ergaben eine eher inkonsistente Werteverteilung.

    Blinzeln (ICC/SEM Displacement: longitudinal 0,7/0,17 mm transversal 0,77/0,03 mm Velocity: longitudinal 0,61/0,43 cm/s transversal 0,44/0,1 cm/s) war in den Bewegungsparametern ähnlich reliabel wie elektrostimulierte Kontraktionen. Bewegungen durch Low-Level-Stimulation zeigten in Displacement (ICC/SEM longitudinal 0,96/0,14 mm transversal 0,75/0,06 mm) und Velocity (ICC/SEM longitudinal 0,86/0,22 cm/s transversal 0,71/0,08 cm/s) ebenfalls eine sehr gute Reliabilität.

    Zusammenfassung:

    Zweidimensionales sonografisches Speckle Tracking ist zur Quantifizierung von Bewegungen des M. orbicularis oculi geeignet. Die Parameter Displacement und Velocity sind besonders bei longitudinaler Verfolgung sehr gut reliabel und können als sichere quantitative Größen für weitere Forschungsarbeiten genutzt werden. Da auch kleine Bewegungen eine ausreichende Reliabilität erzeugen, ist die Anwendung zur Quantifizierung von Gesichtsbewegungen bei Morbus Parkinson oder Fazialisparese denkbar und kann zu einem wichtigen Tool für Diagnostik und Therapiemonitoring, z.B. nach rekonstruktiver Nervenchirurgie werden.


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    Abb. 1: Werteverteilung von Displacement (longitudinal) als Boxplot