Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S51
DOI: 10.1055/s-0039-1695947
Vorträge
Wissenschaftliche Sitzung: Pädiatrie: CEUS bei Kindern
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Kleinhirn wachsen sehen: Normwerte des transversalen cerebellären Durchmessers bei sehr kleinen Frühgeborenen mittels transnuchaler Sonografie

T Mühlbacher
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Neonatologie, Berlin, Germany
,
C Bührer
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Neonatologie, Berlin, Germany
,
T Schmitz
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Neonatologie, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
28 August 2019 (online)

 
 

    Einführung:

    Das Kleinhirn zeigt ein extrem schnelles Wachstum zwischen 28 und 40 Schwangerschaftswochen. Dies geht mit einer hohen Vulnerabilität gegenüber hämodynamischer Instabilität und externen Noxen einher, die das Wachstum und die Konnektivität des Kleinhirns beeinträchtigen können. Die transnuchale Sonografie durch das Foramen occipitale magnum stellt bei sehr kleinen Frühgeborenen eine kaum belastende, bettseitig durchzuführende und leicht zu wiederholende Untersuchung zur Beurteilung des cerebellären Wachstums dar.

    Methoden:

    In dieser Studie erfolgte die Messung des transversalen cerebellären Durchmessers (TCD) bei 106 Frühgeborenen < 1500 g (1001 ± 298 g, 23+4 – 36+6 Schwangerschaftswochen) mittels transnuchaler Sonografie zur Erstellung postnataler sonografischer Normwerte abhängig vom Gestationsalter. Um andere Einflussgrößen wie Wachstumsretardierung, Mikro- oder Makrozephalie zu berücksichtigen, wurden Kopfumfang und der innere biparietale Durchmesser im Koronarschnitt durch die große Fontanelle erhoben und mit dem TCD korreliert. Die transnuchale Sonografie ermöglichte zudem die Erfassung von cerebellären Läsionen bzw. Pathologien der hinteren Schädelgrube.

    Ergebnisse:

    Das Kleinhirn zeigt ab der 25. SSW ein lineares Wachstum mit 0,17 cm/Woche. Dagegen weist das Verhältnis TCD zu Kopfumfang und auch TCD zu BPD eine deutlich höhere Streuung entlang der Wachstumsgeraden auf. Durch diese errechneten Parameter kann die hohe Wachstumsdynamik des Kleinhirns gegenüber dem Großhirn dargestellt werden.

    In der untersuchten Kohorte wurden insgesamt 7 Kleinhirnblutungen detektiert, bei drei weiteren Kindern fanden sich cerebelläre Blutauflagerungen in der Cisterna magna und im IV. Ventrikel.

    Schlussfolgerung:

    Die serielle transnuchale Sonografie des Kleinhirns bei sehr kleinen Frühgeborenen ermöglicht das cerebelläre Wachstum in der frühen postnatalen Phase zu verfolgen. Die Perzentilenkurven des Kleinhirnwachstums sind hierbei als Normwerte besser geeignet als der Quotient von TCD:Kopfumfang bzw. TCD:BPD.

    Kleinhirn-Atrophien nach direkter oder indirekter Schädigung können mittels Sonografie frühzeitig entdeckt werden. So kann eine gezielte frühkindliche Förderung eingeleitet werden, noch bevor kombinierte Entwicklungsverzögerungen auftreten.


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