Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S80-S81
DOI: 10.1055/s-0039-1696019
Poster
Postersitzung – Pädiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ungewöhnlicher Phytobezoar bei Kind mit Dravet-Syndrom – Dünndarmileus durch Rosskastanien

T Wowra
1   Universitätsklinikum Ulm, Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Germany
,
H Schmidt
1   Universitätsklinikum Ulm, Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Germany
,
A Serra
2   Universitätsklinikum Ulm, Kinderchirurgie, Ulm, Germany
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Publication History

Publication Date:
28 August 2019 (online)

 
 

    Ananmnese:

    Ein 11-jähriges Mädchen mit bekanntem Dravet-Syndrom (SCN1A Mutation) wurde in der Notfallambulanz mit rezidivierendem Erbrechen, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit vorgestellt. Am Vortag habe das Mädchen einen generalisierten Krampfanfall erlitten, nachdem die antiepileptische Medikation nicht mehr eingenommen werden konnte. Die komplexe Therapie der Grunderkrankung bestand aus Valproat und Bromid, Risperidon und Melatonin sowie in einer Vagus Nervenstimulation. Die Eigenanamnese war dadurch nicht richtungsweisend.

    Klinische Untersuchung: Nahezu altersentsprechende körperliche Entwicklung, geistig erhebliche Entwicklungsdefizite.

    Schmerzhaftes Abdomen, hochgestellte bis fehlende Darmgeräusche und eine Abwehrspannung im Bereich der beiden unteren Quadranten. Zudem Zeichen der Dehydratation. Vitalparameter stets stabil, intensivmedizinische Maßnahmen nicht erforderlich.

    Labordiagnostik:

    Blutbild bis auf erhöhtes Hämoglobin und leicht erhöhten Harnstoff unauffällig, C-reaktives Protein normwertig. Laktat unauffällig. Ketonurie.

    Ultraschall Abdomen: Im Unterbauch ließ sich ein maximal distendierter nahezu kreisrund imponierender Dünndarmabschnitt mit Wandverdickung ohne Peristaltik darstellen; aboral davon gelegen eine etwa 2,5 cm im Diameter messende, echogene Formation, die das Darmlumen obstruierte. Desweiteren eine durch die Formation bedingte totale Schallauslöschung. Interenterisch echoleere freie Flüssigkeit, weitere Dünndarmschlingen mit „Klaviertasten- bzw. Strickleiterphänomen“. Gesamtbild eines akuten mechanischen Dünndarmileus.

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    Abb. 1: Sonografischer Befund des Dünndarmileus, 2 der 3 Rosskastanien

    Röntgen:

    Abdomen Übersicht: Spiegelbildung. Keine freie Luft. Gastrointestinale Fluoroskopie: Kontrastabbruch im Bereich des rechten unteren Quadranten.

    Therapie und Verlauf: Laparotomie mit distaler Jejunotomie: 3 Rosskastanien wurden ursächlich für den Ileus geborgen. Wegen einem intraabdominellen Abszess erfolgte am vierten postoperativen Tag eine Relaparotomie mit Resektion von 15 cm Jejunum. Entlassung nach insgesamt 19 Tagen Klinikaufenthalt.

    Diskussion:

    Der oben beschriebene sonografische Befund lässt differentialdiagnostisch auch an ein DIOS (distales intestinales Obstruktionssyndrom) denken. Dieses kommt jedoch fast ausschließlich bei Mukoviszidose vor.

    Schlussfolgerung:

    Fremdkörperingestionen betreffen überwiegend deutlich jüngere Kinder. Psychomotorische Störungen stellen hingegen einen altersunabhängigen Risikofaktor dar. Daher sollte bei diesen Patienten mit entsprechender Klinik und sonomorphologischem Korrelat unbedingt auch an das Vorliegen eines Fremdkörpers gedacht werden.


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    Abb. 1: Sonografischer Befund des Dünndarmileus, 2 der 3 Rosskastanien