Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696121
Symposien
S11  Alkoholkonsum und attributable Krankheitslast, sowie Versorgung alkoholbezogener Störungen in Deutschland
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedeutung von nicht-registriertem Alkohol für die Erfassung des pro-Kopf-Konsums

C Probst
1   Centre for Addiction and Mental Health
,
J Manthey
2   Technische Universität Dresden
,
J Rehm
1   Centre for Addiction and Mental Health
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Alkoholkonsum ist einer der wichtigsten Risikofaktoren in Europa für Morbidität und Mortalität, auf den etwa 10% der gesamten Krankheitslast zurückzuführen ist. Nicht-registrierter Alkohol, d. h. Alkohol, der nicht in offiziellen Statistiken erfasst wird, macht einen bedeutenden Bestandteil des gesamten Alkoholkonsums aus. Daher sollte nicht-registrierter Alkohol auch bei der Quantifizierung der alkohol-attributablen Krankheitslast berücksichtigt werden.

    Methode In dem Beitrag werden die Ergebnisse zweier Studien vorgestellt, in denen der Konsum von nicht-registriertem Alkohol hinsichtlich Menge, Art und Anteil am Gesamtkonsum in insgesamt 17 europäischen Ländern anhand querschnittlicher Daten untersucht wurde. In dem europäischen ‚Reducing Alcohol Related Harm‘ (RARHA) Projekt wurde der Konsum nicht-registrierten Alkohols in einer Stichprobe von 11 146 Erwachsenen (18 – 64 Jahre) in Kroatien, Finnland, Griechenland, Ungarn, Polen und Spanien erfasst. In ‚STEPwise approach to surveillance‘ (STEPS) Surveys der Weltgesundheitsorganisation wurde der Konsum nicht-registrierten Alkohols in Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Kirgisistan, Republik Moldawien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan in einer Stichprobe von 36 212 Erwachsenen (18 – 69 Jahre) erfasst.

    Ergebnis Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass ein substanzieller Anteil des Gesamtkonsums von bis zu 50% (Georgien, Griechenland) auf nicht-registrierten Alkohol zurückzuführen ist. Mit der Ausnahme von Tadschikistan ging der Großteil (über 50%) des nicht-registrierten Alkohols in den untersuchten Ländern auf zu Hause hergestellten Alkohol (Bier, Wein und Spirituosen) zurück.

    Diskussion Nicht-registrierter Alkohol stellt eine bedeutsame Komponente des in Europa konsumierten Alkohols dar und muss daher in der Quantifizierung der alkohol-attributablen Krankheitslast berücksichtigt werden. Dies setzt eine systematische Erfassung nicht-registrierten Alkohols in Europa voraus, die bislang noch unvollständig ist.


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