Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 382
DOI: 10.1055/s-0039-1697791
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensbedrohliches mediastinales Hämatom nach Entfernung eines Dialysekatheters bei einem Boxer

A Mitropoulou
1   Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
H Lehmann
1   Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
E Heier
1   Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
E Haßdenteufel
1   Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
M Schneider
1   Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 
 

    Eine 4-jährige, unkastrierte Boxerhündin (Gewicht 26 kg) wurde wegen akuten Nierenversagens mit Oligurie nach Traubenaufnahme überwiesen. Die klinische Untersuchung war bis auf eine Arrhythmie aufgrund einer Hyperkaliämie unauffällig. Es wurde ein 11-French-Doppellumen-Katheter nach modifizierter Seldinger-Technik in die linke V. jugularis gelegt. Die kontinuierliche Hämodialyse (Dauer: 66 Stunden) mit regionaler Zitratantikoagulation sowie Heparin-Dauertropfinfusion verlief komplikationslos. Nach Dialyse wurde aufgrund einer Hyperkoagulabilität im Thrombelastogramm eine subkutane Therapie mit 1 mg/kg Enoxaparin TID gestartet.

    Kurz nach Ziehen des Dialysekatheters zeigte die Hündin Atemnot, Tachykardie sowie blasse Schleimhäute. Die Blutuntersuchung ergab eine respiratorische Azidose und einen Abfall des Hämatokrits auf 16%. Die Befunde sprachen für eine akute Blutung sowie eine Ventilationsstörung. Die Röntgenbilder des Thorax zeigten eine hochgradige Aufweitung des kranialen Mediastinums, einen Thoraxerguss und eine alveoläre Lungenzeichnung. Dies sprach für eine mediastinale Blutung mit Folgen.

    Die Hündin wurde mit Infusions- und Transfusionstherapie stabilisiert. Der Thoraxerguss wurde abpunktiert, er war serosanguinös mit einem Hämatokrit von 5%. Der Erguss wurde mit einem Erythrozyten-Reinigungssystems gewaschen und als Erythrozytenkonzentrat retransfundiert. Die Enoxaparingabe wurde nach insgesamt 2-maliger Gabe und direkt nach Komplikation abgesetzt. Die Activated Clotting Time (ACT) zum Zeitpunkt der Blutung war geringgradig verlängert. Aufgrund zunehmender Atemnot, Kopfschwellung sowie Hyperkapnie und Azidose wurde die Hündin anästhesiert (Fentanyl, Midazolam, Propofol, später Pentobarbital) und beatmet. Am nächsten Tag erhielt sie einen Tracheotubus und wurde unter Sedation (Fentanyl oder Butorphanol sowie Acepromazin) unterstützend beatmet, zunächst mit Druckunterstützung, später im CPAP-Modus (continuous positiv airway pressure). Die Hündin wies nach Komplikation und Anästhesie weiterhin eine Polyurie auf, die Kreatininkonzentration war zunächst geringgradig erhöht und fiel dann zum Ende des stationären Aufenthalts in den Referenzbereich. Das mediastinale Hämatom verkleinerte sich, die Atemproblematik war regressiv, sodass der Tracheotubus am 10. Tag entfernt wurde.

    Mediastinale Blutungen und Hämatome sind selten. Das ist der erste veterinärmedizinische Fallbericht eines Hämodialysepatienten mit dieser Komplikation.


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